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Bertram Hasenauer - Eisler Preis: Szenische Portraits von Nähe und Distanz

Die mittel- bis grossformatige Portraitserie von Bertram Hasenauer (*1970) aus den Jahren 2005 bis 2009 oszilliert als malerische Synthese zwischen den Genres von altmeisterlicher Grafik und zeitgenössischer Fotografie. Der weisse Hintergrund verweist ausschnitthaft auf das Abwesende im Bild; ins Zentrum rücken die Portraitierten. Die soziale Herkunft ist ungewiss. Sind sie RepräsentantInnen der Working Poors oder einer ErbInnen-Generation? Verhandelt wird der Mensch, in dem sich männliche und weibliche Anteile in der Persönlichkeitsstruktur relativieren. Die Dargestellten wirken gefasst. Wie sehr wird eine zurückhaltende Präsenz durch Selbstkontrolle thematisiert? Gelistete Werktitel sind unter anderem: "You somehow slip away", "Long ago and far away", "All instant things are fading", "Still hanging on to what may be". Verglichen mit der Neuen Sachlichkeit (von ca 1925-1935) betont Bertram Hasenauer weniger die Einfachheit oder die Schönheit der Einzelnen, sondern konzentriert sich auf das Hinterfragen von Authentizität hinter dem Schein. Geht es um die Heroisierung von jüngeren und junggebliebenen Menschen, einer Generation bis maximal 30+, deren kurzer bis mittellanger Haarschnitt smart gescheitelt ist? Bei längerem Betrachten der in dezenter Farbigkeit gehaltenen Portraits erzählen die Gesichter von einer längeren und komplexeren Biografie, welche eine frühzeitige Alterung bedingen kann. Bei den Frauen fällt auf, dass Blusen- oder Kleiderdekolletes ihre Hälser umspielen. Die Männer tragen hochgeschlossene Hemden oder Pullover mit Rundausschnitt. Die Physiognomien werden bei allen Dargestellten durch ein markantes Kinn, angedeuteten Backenknochen und einer hohen Stirn betont. Dadurch entsteht eine hybride Medialität zum Skulpturalen. Der Gebrauch von Feinhaarpinseln dokumentiert eine minutiöse Methode der Bildentwicklung, die von RezipientInnen eine unmittelbare Aufmerksamkeit in der Auseinandersetzung mit seinem Werk einfordert. Alle Bilder sind in Acryl auf Holz entstanden. Bertram Hasenauer gelingt durch das Dekonstruieren von Plastizität mittels gedeckten und lasierten Farbaufträgen eine vielschichtige malerische Performativität. In dem grosszügigen Ausstellungsraum "Tresor" des BA-Kunstforums mit ca 150 qm wird ein selektives Werk von zwölf Portraits sowie ergänzend zwei Landschaftsbildern mit dem Titel "Talus" optimal präsentiert. Der schwarzgetünchte Boden vor Ort sowie die zahlreichen linienförmigen Lichtbahnen an der Decke sind ein weiteres Plus im Gesamteindruck, welche den ursprünglichen Produktionsort der Bilder - nämlich Berlin - erahnen lassen.
Mehr Texte von Leon Gumil Hainzl

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Bertram Hasenauer - Eisler Preis
28.05 - 14.06.2009

Tresor im Bank Austria Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 1 537 33 26, Fax: +43 1 537 33 18
Email: office@bankaustria-kunstforum.at
http://www.bankaustria-kunstforum.at/
Öffnungszeiten: täglich 10-19, Fr 10-21 h


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