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Pawel Althamer und Andere: Joseph Maria Olbrich und der Südtirolerplatz-Günther

Das Konzept hört sich ein bisschen nach 90er-Jahre-Mitmachkunst, nach New Genre Public Art an: Pawel Althamer, so steht es in der Ankündigung der Secession, initiiere in deren Garten „mit einfachen Mitteln einen öffentlichen Ort der Kommunikation“. Im nächsten Satz ist von einem Lagerfeuer die Rede, das „für Althamer Sinnbild und Urform des ‚Round table‘“ sei. All das klingt zunächst reichlich veraltet. Dennoch: Es funktioniert. Ein recht simpler Eingriff – Althamer hat die Secession mit einem Tunnel durchbohrt, das Gebäude selbst ist also nicht zugänglich – irritiert schon beim Betreten dieser Ausstellung, die keine ist. Gelangt man in den Garten, stellt man fest: Da sitzen und liegen unterschiedliche Leute herum – Althamer hat eigens bestimmte Randgruppen wie Obdachlose eingeladen; Frauen im Kostüm oder Touristinnen mit Faltplänen benutzen den Garten ebenso. Südtirolerplatz-Günther, dem Studierende zum Schlafen ein kleines Hüttchen gebaut haben, sorgt für Kommunikation – er redet Leute gern an. Zwischen den Bäumen hängt ein Boot-Skelett von Donat Grzechowiak, und auch anderswo finden sich kleine Interventionen: Stapel aneinander genagelter Hölzer auf den Bäumen oder der Schriftzug „Liebe“, in den Rasen gemäht, versehen mit einer Gerbera – und die vielen Graffiti, sichtlich von Kinderhänden, die sich durch den Tunnel ziehen. Auch bei diesem Projekt spielt sich, wie bei jeder Secessionsausstellung, die Architektur in den Vordergrund: So sind etwa die Graffitis im Gang nicht bis an die Fassade hinaus gewuchert – einmal mehr macht sich hier die auratische Wirkung des Olbrich-Raumes bemerkbar. Und wer länger im Garten herumlungert, der wird von der hinteren Fassade fast gezwungen, sie genau zu betrachten. So lässt sich Althamers Projekt, das – was nicht ganz neu ist – den öffentlichen Raum zurückerobert, doch etwas abgewinnen. Eines hätte man jedoch unterlassen sollen: Die sexistischen Schmierereien, die eines Tages in dem Gang auftauchten, zu übermalen. Denn wenn schon die absolute „Aufgabe bzw. Übertragung der Autorschaft an andere“ (Pressetext) intendiert ist, dann müssen eben auch Dinge in Kauf genommen werden, die einem nicht in den Kram passen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Pawel Althamer und Andere
25.04 - 21.06.2009

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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