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David Hockney - Nur Natur: Draußen, heiter, fast natürlich

Wer anfangen will, David Hockneys Verdienste um die altehrwürdige Dame Malerei aufzuzählen, wird zum Ende der langen Liste, die neben der Einführung von Dusch- und Schwimmbadspritzerbildern und Kubismus aus Polaroids auch werktheoretische Untersuchungen wie „Geheimes Wissen – Die Wiederentdeckung verlorener Techniken der Alten Meister“(2001) umfasst, feststellen, daß ein beachtlicher Zug des 72jährigen Künstlers die bislang unterbliebene Selbstpensionierung von diesem lebenslangen Minnedienst um die Dame Malerei ist. Hockney gibt sich seit 2004 in Yorkshire die plein-air-Kante, und was bei den Impressionisten wenigstens noch picknickkompatible Größe hatte, wird bei Hockney auf facettierten Großgemälden eine mammutwürdige Arbeit. Die Landschaft in Yorkshire ist nur geringfügig weniger popbunt als Landschaften in der Umgebung von Los Angeles, die früher im Werk ihren Auftritt erhielten. So erscheint die Rindenmaserung von Bäumen beispielsweise in lässigen Kürzeln und leuchtendem Orange. Mit dieser unbekümmert virtuosen Malerei, die in den gezeigten, von modernen Technikeinräumungen unberührten Baumrudeln, Waldeingängen und Feldrainen dominiert, vermeidet Hockney souverän idyllisches Pathos. Fast alle Stellen wirken konzentriert und amüsiert gesetzt – Hockneys Heiterkeit über die sich selbst gestellte Riesenarbeit (bis zu neun Einzelbilder in kaum dreitägigen Arbeitsphasen zu einem glaubwürdigen Gesamtbild wohlmöglich im Dezember draußen malen) ist unübersehbar und wirkt ansteckend. Wenn die Heiterkeit von Senioren so aussieht, will man unbedingt und möglichst schnell alt werden. Lediglich an den Grenzen zwischen asphaltierten Straßenflächen und wucherndem Gras sind Unstimmigkeiten zu bemerken. Der opake Materialismus der Natur wirkt gegenüber den lustlos-schlabbrig gemalten Zementoberflächen seltsam verlegen, fast peinlich – wo Hockney eine zeichnerisch-symbolische Schriftsetzung nicht anwenden kann, wird die Farbe unsicher (beispielsweise an der Abzweigung der „Bigger Trees nearer Warter“-Bilder). Die elegant und kühn gehaltene Balance zwischen real erlebbarem und erlebtem Raum und der ihn inszenierenden Malerei kippt hier ins Ungewisse und scheint, ein kleines bißchen, ungelöst und halbherzig. Nun zählen asphaltierte Straßen auch kaum zu den ästhetisch interessantesten Sujets – so bilden sie für „nur Natur“ kontraststeigernde Schönheitsflecken im Gesicht einer Dame, die aus manchen Männern bis ins hohe Alter sehr Sehenswertes hervorlockt. Zur Ausstellung erscheint ein dicker Katalog, der Eintritt ist frei.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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David Hockney - Nur Natur
27.04 - 27.09.2009

Kunsthalle Würth
74523 Schwäbisch Hall, Lange Straße 35
http://www.wuerth.com


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