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in passing 5: Marlene Haring - Photoboothautograph, Anna Artaker - Plakatwand: Mediale Wirklichkeiten

Die Frage nach der Authentizität medialer Bilder verliert spätestens seit der digitalen Manipulierbarkeit jenen Stellenwert für eine Ergründung von Signifikanten einer objektiv geglaubten Wirklichkeit. Welche Bilder und Inhalte werden demnach als künstlerische Verhandlungsflächen benutzt, um einen reflexiven Zugang zur Wirklichkeit zu schaffen? Die aktuelle Ausstellung von Marlene Haring und Anna Artaker in der k/haus Passagegalerie bietet einen möglichen Ansatz zu dieser Frage sowohl auf einer umsatztechnischen als auch auf einer Metaebene. Während Haring eines der gängigen Computerschnittprogramme benutzt um einen vermeintlichen Photoboothautographen aus dem vorvorigen Jahrhundert zu simulieren, zeigt Artaker die 41 initialen Namen jenes Fensters, das bei Öffnen von Photoshop am Computerscreen aufgeht. Artaker installiert die Namen als schlichte Wandtapete in s/w, wodurch sich BesucherInnen automatisch nach einem inhaltlichen Referenzkanon fragen. Thomas Knoll als Begründer von Photoshop und erstgereihter mag manchen ein Begriff sein, jedoch ändert sich die Reihe der Personen konstant nach ihrer aktuellen Funktion und Bedeutung für dieses Programm. Anstelle eines zu generierenden Bildmaterials entsteht hier ein textuelles bzw. zeithistorisches Fenster jener Beteiligten, die an der Veränderbarkeit unserer aktuellen bildlichen Wahrnehmung und Gestaltung mitwirken. Haring hingegen benutzt 36 Monitore unterschiedlicher Größe, deren Videos dem Abbild der Künstlerin selbst gelten, die eigene Bewegungsmomente verzerrt und in einem kaleidoskopartigen Szenario den BesucherInnen offenbart. Im poststrukturalistischen Sinn verwendet Haring den eigenen Körper als Code für kulturelle Zuschreibungsrituale während Artaker Text als semiotisches Bildmoment einsetzt. Die Komplexheit der Bilder wird somit der Komplexheit von Namen gegenübergestellt, um nicht länger nach den Tatsachen der Wirklichkeit zu suchen, sondern deren fiktionale und strukturelle Möglichkeiten zu ergründen.
Mehr Texte von Walter Seidl

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in passing 5: Marlene Haring - Photoboothautograph, Anna Artaker - Plakatwand
20.03 - 12.04.2009

Künstlerhaus Passagegalerie
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63, Fax: +43 1 587 87 36
Email: office@k-haus.at
http://www.kuenstlerhaus.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-21 h


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