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Maria Lassnig - Das neunte Jahrzehnt: Lassnig forever

Es gibt nur wenige Künstler und Künstlerinnen – zumal österreichische – deren Werk von so gut wie allen Kuratoren, Kunsthistorikern, Kritikern anhaltende Qualität bescheinigt wird. Valie Export war einmal so ein Fall – aber auch über ihre jüngeren Arbeiten gehen die Meinungen auseinander; nicht anders verhält es sich bei vielen anderen ihrer Generation – Brus, Weibel, Rühm etwa. Maria Lassnig, die heuer neunzig wird, zählt in dieser Hinsicht zu den seltenen Ausnahmen. Und auch das Publikum scheint auf sie abzufahren: Die Eröffnung ihrer Ausstellung im mumok war jedenfalls brechend voll. Schon vorher zog die schablonenartig gern als „Grande Dame der österreichischen Malerei“ betitelte Lassnig gegen das Museum vom Leder: Dass ihr der Titel missfiele, dass die Hängung nicht nach ihrem Willen geschehe, diktierte sie Journalisten ins Mikrofon. Kurator Wolfgang Drechsler jedenfalls hat, ganz offenkundig in zähem Ringen mit der Künstlerin selbst, einen recht straight angelegten Parcours durch Lassnigs Werk des jüngsten Jahrzehnts angelegt: Gleich am Eingang ihr Dreifach-Selbstporträt, in dem sie vor giftig gelbem Hintergrund eine Metamorphose von einem armlosen, fleischigen Geschöpf über ein groteskes Schweinewesen zu einer anämischen, jedoch sichtlich nachdenklichen Figur vollzieht; dahinter treffen sich ihre harten Bilder sexueller Gewalt - der Dicke, der sich über die puppenartige Figur beugt, der andere, der einen zart skizzierten, wie ein Brett erstarrten Frauenkörper vor sein Gemächt hält. Immer wieder erscheint es fast unheimlich, wie sich in diesem Werk Schrecken, Schmerz und Grauen mit einem hintergründigen Witz vereinen: Surreal und nahezu humorig etwa kommt das spielerische, cinemascopeartige Großformat „Nasenflucht in die Wasenschlucht“ daher – das „Hochzeitsbild“ daneben kündet von Erstarrung und Gefangenschaft. Anderswo hängt ihr skurriles Szenario „Fotografie gegen Malerei“ in der Nähe des entsetzlichen Verstümmelungs-Selbstporträt „Eiserne Jungfrau und fleischige Jungfrau“. Zu den schrecklichsten Arbeiten zählt jenes Selbstbildnis, in dem sie nackt eine Pistole an ihre Stirn hält, eine auf den Betrachter richtet: Selten wurden Panik und Aggression derart drastisch zum Ausdruck gebarcht. Vor wenigen Jahren hat Lassnig mit ihren „Kellerbildern“ – teils hochdramatisch ausgeleuchtete Szenen mit in Folien gehüllten Figuren – Neuland betreten. Merkwürdig modisch erscheinen diese Malereien – kein Wunder, dass Lassnig sie selbst als „unwichtig“ bezeichnet hat. Doch sie beweisen, dass die Malerin, die angeblich so ungern an ihr Alter erinnert wird und dennoch so häufig darüber spricht, auch im neunten Jahrzehnt nicht stagniert.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Maria Lassnig - Das neunte Jahrzehnt
13.02 - 17.05.2009

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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