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Stephen Skidmore: Spannende Fadesse

Mag sein, dass sich bei manchem beim Betreten der Galerie Hubert Winter derzeit zunächst Gähnen einstellt. Gemälde von verschwommenen Fassaden, Bäumen, Straßen – wie langweilig und anachronistisch ist DAS denn? Erst bei näherer Betrachtung entwickeln die scheinbar altmodischen Malereien von Stephen Skidmore ihre Anziehung: Die zum Großteil in Brauntönen gehaltenen Bilder, deren erdige Farbigkeit nur ab und zu von einer blauen Tür, einem roten Auto durchbrochen werden, sind allesamt Ausblicke aus Skidmores Atelierfenster in West London, getrübt durch Regen auf der Scheibe. Fünf Jahre lang hat dieser Künstler damit zugebracht, durch das immer selbe Fenster auf die immer selbe Straße zu starren und dies zu malen – klingt schwer nach freiwilliger Kasernierung, nach Obsession, doch auch nach absoluter Fokussierung und Beharrlichkeit. Wie eine Membran schiebt sich die Glasscheibe zwischen Auge und Ausblick, offenbart die unterschiedlichen Erscheinungen von Regen – einmal als feine Tröpfchen, dann wieder als zäh rinnende Schlieren – und scheint ebenso viel zu verunklären wie freizugeben. In bester Impressionisten-Tradition steht die Abstraktion bei zunehmender Verringerung der Distanz: Bilder bestehen plötzlich nur noch aus schwarzen Flammen, die zwischen ockerbraunen Knödeln hervor züngeln – dabei waren da doch vorher noch Bäume. Der Fokus variiert von Bild zu Bild: Eine Fassade, daneben einem kleinen Ausschnitt daraus, der dafür umso größer aufgeblasen ist – auch dies ein irritierendes Moment. Manchmal verstellt ein entlaubter Baum das Gesichtsfeld, manchmal löst sich gleich alles auf. Und doch scheinen diese menschenleeren Bilder so, als wäre hier jemand auf der Suche – nur: wonach? Ein wenig lassen sie an Michelangelo Antonionis „Blow Up“ denken, mit dem feinen Unterschied, dass sich in Skidmores Bildern eben kein Verbrechen finden lässt. Erstaunlich, wie spannend langweilige Malerei sein kann.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Stephen Skidmore
30.01 - 07.03.2009

Galerie Hubert Winter
1070 Wien, Breite Gasse 17
Tel: +43 1 524 09 76, Fax: +43 1 524 09 76 9
Email: office@galeriewinter.at
http://www.galeriewinter.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa 11-14h


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