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Franzosen bringen positive Stimmung

Zwei Wochen lang stellen Pariser Galeristen in Berliner Galerien aus – ein Experiment, das viel mehr Spaß macht als eine Messe. Wer dieser Tage in Berlin eine Galerientour macht, wird an vertrauten Orten neue Gesichter und vor allem andere Kunst sehen als gewohnt. Denn für zwei Wochen gestalten 13 Pariser Galeristen das Programm in elf Berliner Galerien, die wiederum im Februar in Paris ausstellen. Und so kann es zu echten Überraschungen kommen: Die zeitgenössisch ausgerichtete Galerie Mehdi Chouakri etwa scheint in eine kleines Museum mit Schätzen aus Dada und Surrealismus verwandelt: Die Galerie 1900-2000 zeigt hier – neben Marcel Duchamps oder Francis Picabia – mit Hans Bellmer, Max Ernst oder Kurt Schwitters vor allem deutsche Künstler der klassischen Moderne, die in Paris gelebt haben. Hier erhält die im Namen evozierte Beziehung des Projekts „Berlin-Paris“ zur legendären Ausstellung „Paris-Berlin“ im Centre Pompidou materielle Substanz. Ideengeber für den deutsch-französischen Austausch war die französische Botschaft, die zunächst den Kontakt zu den Berliner Galeristen suchte, ihnen im Weiteren aber freie Hand ließ: Diese wählten selber ihre Partner in Paris, die sie über Messen oder gemeinsame Künstler kennen oder deren Positionen sie schlichtweg interessierte. So lud Esther Schipper etwa für eine Präsentation in ihrem Eingangsraum die Design-Galerie Kreo ein, welche die für minimale Ästhetik bekannte Galerie in einen Pflanzendschungel verwandelte und damit einen passenden Auftakt für die hippie-bunten feministischen Arbeiten in der sich anschließenden Ausstellung der Galerie Air de Paris schuf. Sehenswert ist auch die Show bei Carlier | Gebauer, wo derzeit graphische Arbeiten von Pierre Klossowski präsentiert werden, der im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder, dem Maler Balthus, in Deutschland wenig bekannt ist. Schon öfter in Berlin zu sehen war Claude Lévêque, der von Kamel Mennour vertreten wird. Seine Neon-Arbeit „Double Manège“ erlaubt einen Einblick in das Werk des Künstlers, der auf der diesjährigen Biennale von Venedig den französischen Pavillon bespielen wird. Entdeckungen jüngerer französischer Künstler lassen sich schließlich bei Christian Nagel machen, in der In Situ – Fabienne Leclerc zu Gast ist und in erster Linie aktuelle französische Malerei zeigt. Dieser widmet sich auch eine den Austausch begleitende Ausstellung im Institut Français, die mit Damien Cadio einen in Berlin lebenden französischen Künstler eine Plattform gibt. Hier finden zwei Wochen lang auch Gespräche zwischen Protagonisten der französischen und deutschen Kunstszene statt, um den Austausch der Marktakteure in einen intellektuellen Rahmen einzubetten. Angenehm ist, dass die französische Botschaft sich im Vergleich zu früheren Projekten weitestgehend zurücknimmt: Beim Austausch sind die Galerien die Hauptakteure, denen dieses Experiment offensichtlich Freude macht. Die an der Eröffnung herrschende positive Stimmung verdeutlicht, dass es neben der Konkurrenz auch ein gemeinsames Vorwärtsbringen im Kunstmarkt geben kann.
Mehr Texte von Conny Becker

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