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Diana Thater - gorillagorillagorilla: Gorillas im farbigen Licht

Die Beschreibung der Arbeit klingt ziemlich viel versprechend: Die Installation gorillagorillagorilla (2009), bestehend aus „10 Videoprojektoren, zwei Videowalls, 12 DVD-Playern, Lee-Filtern und der vorhandenen Architektur“ und eigens vom Kunsthauses Graz und dem Museum of Natural History in London beauftragt, „ist ein atmosphärisches Arrangement aus auf die unregelmäßigen Oberflächen des Innenraums des Space01 projizierten Naturbildern, die durch eine vorwiegend waldgrüne und goldgelbe Beleuchtung ergänzt werden und ein unheimliches wirbelndes Gebilde innerhalb des Raumes erzeugen, das versucht, die Wildnis des Regenwalds in Kamerun und die Bewegungen der Tiere zu rekonstruieren“. An Multimediatechnik wurde also nicht gespart und die Vorstellung einer den gesamten grottenartigen Innenraum des Space01, der Beletage des Grazer Kunst-Bubbles, mit einbeziehenden Installation macht sowieso neugierig. Der Lokalaugenschein ist dann nicht ganz so spektakulär. Es wirkt alles ein wenig blasser, als die Fotos vom Ausstellungsraum suggerieren. Eines funktioniert immerhin: Die Besucherin sieht sich durch ihren eigenen Schatten in die Projektionen involviert. Und das ist ja ein ausgesprochenes Anliegen der Künstlerin. Gut rüber kommen auch einige andere wichtige Ideen: Es geht um die Interaktion des Menschen mit – und um die Spannung zwischen wilder und domestizierter – Natur und um die medialen Bilder, die dieses Verhältnis reflektieren und (neu) definieren. „Wenn wir über die Natur sprechen, sprechen wir in Wirklichkeit über uns selbst. Die Natur ist die Leinwand, auf die wir uns selbst projizieren. Die Natur ist das ultimative Andere.” Hier ist die Kunst gefordert: „Die Kunst verändert die Welt, indem sie unsere Sichtweisen verändert.” (Diana Thater) So weit, so klar. Doch irgend etwas stört. Vielleicht sind es die Tiere, die sich Diana Thater für diese Arbeit ausgesucht hat: die Westlichen Flachlandgorillas (Gorilla gorilla gorilla), die die Künstlerin in einem artspezifischen Freigehege im Mefou-Nationalpark in Kamerun filmte. Wer Gorillas zeigt und auf ein Verhältnis des Menschen zu ihnen rekurriert, bekommt es mit einem Affenschwanz an Kulturgeschichte zu tun, überhaupt, wenn das Medium Film oder Video ist. Und tatsächlich: in einem Begleitprogramm zur Ausstellung werden solche Filme vorgeführt bzw. verhandelt. Ganz obenauf steht der Sündenfall der Filmindustrie dem Gorilla gegenüber: die originale Version von „King Kong“ von 1933, gefolgt von einem Programm über Struktur und Erzählung (mit dem Spielfilm „White Dog“ von Sam Fuller und Kurzfilmen von Hollis Frampton und Jack Goldstein) und zwei passenden Filmen von Peter Greenaway („A Zed & Two Noughts“ - = ZOO – und „Darwin“). Was nicht gezeigt wurde, war wohl zu nahe dran: Michael Apteds betuliche True Story-Verfilmung „Gorillas in the Mist“ (1988) über die Gorilla-Forscherin und Aktivistin Dian Fossey, die unter den Gorillas lebte und von ihnen akzeptiert wurde. Sehr vertraut erscheint dabei unter anderem die Didaktik des Anliegens. Diese missionarische Verve grundiert die Installation zwar recht solide, ist deren poetischer Wirkung aber abträglich.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Diana Thater - gorillagorillagorilla
31.01 - 17.05.2009

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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