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Young and Reckless 10: Marko Lulic - Denkmalpflege und Bodywork 2: Am Kinderspielplatz der Moderne

Ob wohl vor Marko Lulic schon jemand draufgekommen ist, wie gut sich moderne Skulptur als Spielgerät eignet? In seiner Diaarbeit „Reactivation (Circulation in Space)“ turnt der Künstler durch eine 1971 entstandene, ausschließlich aus Ringen bestehende Arbeit von Vojin Bakic vor dem Belgrader Museum für Gegenwartskunst; stakkatoartig schlängelt und windet er sich durch die einzelnen Elemente, die dafür ganz bestimmt nicht gedacht waren. Auch in einem anderen Video, einem Remake von Raquel Welchs Clip „Space Girl Dance“, führt Lulic Großskulpturen einer nicht intendierten Nutzung zu: Wie weiland die Schauspielerin durch einen mexikanischen Skulpturenpark rockte, so setzt er 2009 eine Tänzerin und zwei Tänzer in jenem des deutschen Bildhauers Erich Hauser in Szene – die teils amorphen Arbeiten des Originals sind zackigeren Metallarbeiten gewichen, der melodischere Soundtrack der 1970er-Jahre einem hämmernden Score von Mario Neugebauer; und am Anfang präsentiert uns Lulic eine Skulptur in schnell geschnittenen Großaufnahmen – geradeso, als wäre sie nicht nur Kulissenobjekt, sondern auch Akteur in dem ganzen Spiel; auch das ist dem Bühnenbild der Avantgarde, Lulics bevorzugtem Untersuchungsgegenstand, nicht ganz fremd. Die Verschränkung von Skulptur, futuristischem Outfit und drängendem Soundtrack lässt die Kunst als eine bessere Discokugel erscheinen – und würdigt dennoch ihre ästhetischen Qualitäten. Leider stört die Musik dieser Arbeit empfindlich die Stille, die das nebenan projizierte Video benötigen würde: Darin tanzt der Künstler vier Stunden lang – glücklicherweise auf 20 Minuten zusammengeschnitten – bis zur Erschöpfung zu einer von Freunden zusammengestellten, eben nicht zu hörenden, Playlist – mit beträchtlichen komödiantischen Qualitäten, jedoch auch zunehmend verzweifelteren Durchhaltestrategien; eine Arbeit, die sich in einem breiten Referenzsystem zwischen Bruce Nauman und Peter Land bewegt, deswegen aber – obwohl nett anzuschauen – auch nicht an inhaltlicher Tiefe gewinnt; im Gegensatz zu jenen Arbeiten, in denen Lulic das ihm vertraute Terrain, nämlich die Moderne, beackert.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Young and Reckless 10: Marko Lulic - Denkmalpflege und Bodywork 2
03.09 - 04.10.2009

BAWAG P.S.K. Contemporary
1010 Wien, Franz Josefs Kai 3
http://www.bawagpskcontemporary.at
Öffnungszeiten: täglich 14-20h


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