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Não te posso ver nem pintado: Bilderflut am Tejo

Eine große Ausstellung zeitgenössischer Malerei in Portugals Hauptstadt – das birgt gleich drei Überraschungen auf einmal. Denn Gegenwartskunst genießt in Portugal per se wenig Popularität und bekommt daher selten viel Platz eingeräumt. Zudem orientiert sich das Land immer noch am Kunstgeschmack Frankreichs, weshalb Malerei, und vor allem figurative, als Stiefkind gilt. Mit I can’t bear to see you, even painted ist derzeit im Centro Cultural de Belem dennoch eine hochkarätige Auswahl zeitgenössischer Malerei mit vereinzelten Fotos und Videoarbeiten zu sehen, was vor allem auf zwei Personen zurückgeht: Den Sammler José Berardo, der seit einigen Jahren seine Sammlung moderner Kunst um Werke der letzten 50 Jahre ergänzt, und den Kurator Eric Corne. Der französische Gegenwartskünstler kennt nur allzu gut die Ressentiments gegen figurative Malerei, die man in Deutschland dank Baselitz, Penck oder Immendorf schon lange abgelegt hat. Die drei expressiven Maler fehlen daher ebenso wenig wie Francis Bacon, David Hockney oder Philip Guston. Neben weiteren prominenten Wegbereitern der gegenständlichen Malerei – darunter überraschend: zwei kleinstformatige frühe Rothkos von 1937/38 – fallen portugiesische Positionen ins Auge, die abseits des Kanons, aber in Wechselwirkung zu ihm entstanden sind. So erinnern die verschwommenen Bilder von Luís Noronha da Costa aus den 70er Jahren zwar an Gerhard Richter, heben sich durch eingestreute surreale Elemente aber vom vermeintlichen Vorbild ab. Ein Bezugspunkt für die magisch-realistische Malerei der international bekannteren Paula Rego scheint Velazquez zu sein; gleichzeitig greift ihr neo-expressives Traumbild The Barn von 1994 den aktuellen Arbeiten Neo Rauchs vorweg. Während die Neue Leipziger Schule fehlt, kann man in der Schau erkennen, dass auch in Frankreich sehr gute junge Maler zwischen den vielen Media-Artists zu finden sind: Gleich im ersten Saal behaupten sich Bruno Perramant, Damien Cadio sowie das Künstlerpaar Ida Tursic und Wilfried Mille, welche mit dem in Öl gebannten brennenden Haus aus Andrei Tarkowskis Film Opfer die Ausstellungstour gleichsam explosiv eröffnen.
Mehr Texte von Conny Becker

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Não te posso ver nem pintado
25.10.2008 - 24.04.2009

Museu Colecção Berardo
1449-003 Lisboa, Praça do Império
Tel: (+351) 213 612 400, Fax: (+351) 213 612 570
Email: museuberardo@museuberardo.pt
http://museuberardo.pt/


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