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Durchblick zu den Pinien

Das Fernand-Léger-Museum im südfranzösischen Biot wurde von Légers Witwe Nadia und ihrem Mann Georges Bauquier 1957 begründet. Mit mehreren hundert Arbeiten ist es nach wie vor zur Gänze dem Werk Légers gewidmet. Der quaderförmige Bau mit vorgelegter Terrasse, situiert in einem mediterranen Garten im Hinterland von Antibes, entstand 1960 nach einem Entwurf von André Svetchine. Die Südfassade nimmt ein 500 qm großes Keramikmosaik ein, das Léger 1948 für den Neubau des Sportstadions in Hannover entwarf. Angeblich war es den Hannoveranern zu teuer; in der Version der Stadt Hannover wurde die Ausführung durch Légers Tod 1955 verhindert. 1990 erweiterte der Architekt Bernard Schoebel den kompakten Bau um einen Nordwesttrakt. An den beiden neuen Fassaden brachte man weitere Großmosaiken nach zuvor nicht ausgeführten Entwürfen Légers an, im Inneren war genug Platz für eine große Zahl an Dauerleihgaben aus dem Centre Pompidou, mit deren Hilfe das Museum heute einen repräsentativen Querschnitt aus Arbeiten aller Schaffensphasen Légers präsentieren kann. Dennoch wurde schon bald eine umfassende Überarbeitung vor allem der technischen Ausstattung, aber auch der baulichen Substanz nötig. Nach einem Wettbewerb wurde der aus Nizza stammende Architekt Marc Barani beauftragt, der dort bereits das viel publizierte Depot der Straßenbahnlinie 1 realisierte. Nach mehrjähriger Schließzeit hat das Léger-Museum am 20. Juni dieses Jahres wieder eröffnet. Mit der Bausubstanz von 1960 ging Barani umsichtig um und beließ ihr ihren spröden Charme. Die wichtigste sichtbare Intervention ist die Öffnung des Erdgeschosses zum nordseitigen Gartenhof. Im nun beidseitig verglasten Foyer entstanden eine großzügige Ticket-Theke und ein gut bestückter Bookshop. Im Nordtrakt wurde ein neuer Wechselausstellungsraum eingerichtet, der bis Anfang nächsten Jahres eine Dokumentation zu Légers Werkserie "Les Constructeurs" zeigt. Im Obergeschoss entstand ein neuer Raum, der Légers Biografie dokumentiert und mit einer Leseecke die Möglichkeit zu vertiefender Information bietet. Mit neuen Sichtbezügen und zusätzlichen Stellwänden schafft die von Brigitte Fryland konzipierte Neuhängung beider Säle großzügige Raumzusammenhänge und lässt den rund 150 Exponaten ausreichend Platz zum Atmen. Einen zentralen Bestandteil des Museums bildet der seinerzeit vom renommierten Gartengestalter Henri Fish konzipierte, nun von Philippe Deliau den neuen baulichen Zusammenhängen angepasste Garten, in dem Skulpturen Légers zwischen Zypressen, Pinien und Olivenbäumen platziert sind. Befremdlich wirken, neben der improvisierten Imbisshütte im Park, die beiden in Plastikfolien gepackten Bereiche des großen Südfassadenmosaiks. Die gebrochenen Reliefteile wurden verpackt, damit sie Besuchern nicht auf den Kopf fallen. Eine Restaurierung wäre nur mit der Hilfe von Sponsoren möglich. Die werden noch gesucht.
Mehr Texte von Iris Meder †

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