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Layr Wüstenhagen: horror vacui; Volkskundemuseum: Places of Worship. Interreligiöse Gebetsräume auf Flughäfen. Andreas Duscha

More than Miles In Zeiten, in denen Biennalen rund um den Globus veranstaltet werden, in denen „Vielflieger-Kolumnen“ in deutschen Kunstzeitschriften erscheinen, in denen im Jahresrhythmus neue Länder einen Kunstmarkt-Hype erleben, zählt das Jet-Setting offensichtlich zu den Grundbedingungen erfolgreicher Teilhabe am Kunstbetrieb. Die Künstlergruppe mahony beschäftigt sich schon seit längerem mit dem Reisen, wenn auch weniger mit der kunstbedingten Miles-and-More-Hetzerei. Die von ihnen kuratierte Ausstellung bei Layr Wüstenhagen stellt das Sehnsuchtsmoment als Antriebsmotor des Reisens in den Mittelpunkt: Da singt etwa der dänische Sänger Kristian Kristensen in der Soundarbeit von Christodoulos Panayiotou „utopische Songs“ – wie „Somewhere over the Rainbow“, die Ode an einen Fantasie-Ort; Michael Müller konfrontiert die wissenschaftliche Darstellung einer Lichtjahre von der Erde entfernten Galaxie mit einer Zeichnung davon und führt damit Relativität und Imaginationskraft von Wissenschaft vor. Selbst haben sich mahony – wieder einmal – dem traditionsreichen Globalisierungsprojekt Kartoffel gewidmet: Aus damit vollgefüllten Säcken bauen sie einen Ohrensessel, wie er in einem britischen Herrenclub stehen könnte, aus ihren Schalen formen sie wunderhübsche, fantastische Gebilde. Weniger auf den Faktor Poesie setzt mahony-Mitglied Andreas Duscha mit seinen Fotografien interreligiöser Andachtsräume auf Flughäfen im Volkskundemuseum. Recht nüchtern – à la Becher-Schule, häufig symmetrisch – abgebildet, präsentiert er diese auf Leuchtkästen, die gleichzeitig die einzige Lichtquelle des Raumes darstellen. Die so entstandene Situation wirkt auf jeden Fall „sakraler“ als die Gebetsräume, die für alle Religionen nutzbar sein sollen. Deren Ästhetik spricht von Unsicherheit über die „Gleichberechtigung“ von Religionen ebenso wie bisweilen von Vernachlässigung: Während mancherorts mit verkitscht-esoterischen Glasfenstern Atmosphäre geschaffen werden soll, begnügt man sich anderswo mit klobigen Stühlen und Tischen. Dass Duscha im Vorraum noch schnell durchlaufende Dias von den hektischeren Orten des Flughafens zeigt, ist dabei schon etwas zu viel des Guten – dieses Ex-Negativo-Hinweises auf die meditative Ruhe der Gebetsräume hätte es nicht mehr bedurft. Der Prägnanz seiner „Places of Worship“ tut dies jedoch keinen Abbruch.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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