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Nach 1970 - Österreichische Kunst aus der Albertina: Bezeichnende Inkonsequenz

Manche Dinge kann man nicht oft genug sagen. Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder wird zum Beispiel nicht müde zu betonen, dass die Zeichnung „aus ihrer Isolation“ geholt werden müsse. Was in der aktuellen Van-Gogh-Ausstellung ganz gut gelingt – nämlich Zeichnung und Malerei so einander gegenüber zu stellen, dass sie sich gegenseitig aufladen – funktioniert im Fall der im beständig anwachsenden Haus parallel stattfindenden Schau „Nach 1970. Österreichische Kunst aus der Albertina“ überhaupt nicht. Zwar sind einige Künstler und Künstlerinnen, die als ihr künstlerisches Medium dezidiert die Zeichnung gewählt haben – wie etwa Ulrike Lienbacher, Sonja Gangl, Adriana Czernin – sehr wohl präsent. Ein beträchtlicher Teil der Ausstellung wird jedoch von den Mitgliedern der Gruppe St. Stephan respektive jenen der österreichischen Neue-Wilde-Fraktion bestückt. Beide Strömungen wurden bekanntermaßen nicht für ihre Zeichnung, sondern für ihre gestisch-abstrakte Malerei berühmt. Einige Papierarbeiten dieser Künstler zu präsentieren, erscheint vor diesem Hintergrund bestenfalls als Alibihandlung. Freilich: Jede Gruppenausstellung setzt sich der Diskussion über ihre Zusammensetzung aus, und so gut wie immer lässt sich eine andere Objektauswahl vorschlagen. Hier jedoch bleibt völlig unklar, was überhaupt bezweckt werden soll. Wollte man einen gültigen Überblick über die österreichische Kunst nach 1970 bieten, dann fehlten essentielle Positionen von Birgit Jürgenssen und VALIE EXPORT über Peter Kogler und Eva Schlegel bis hin zu gelitin und Dorit Margreiter. Von den beiden international derzeit am meisten präsenten österreichischen Künstlern – Franz West und Erwin Wurm – werden bloß einige wenige Arbeiten in einem schmalen Durchgang gepfercht. Stattdessen sind nicht wenige bestenfalls regional bekannte Künstler vertreten – die freilich mit dem Surplus aufwarten können, dass sie sich vorrangig den grafischen Künsten widmen. Doch wollte man eine Schau mit Schwerpunkt Arbeiten auf Papier ausrichten, dann wären wiederum die Malerfürsten der 1960er- und 80er-Jahre überflüssig. So bleibt diese Sammlungsausstellung eine einzige Inkonsequenz.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Nach 1970 - Österreichische Kunst aus der Albertina
17.10.2008 - 11.01.2009

Albertina
1010 Wien, Albertinaplatz 1
Tel: +43 1 534 83 -0, Fax: +43 1 533 76 97
Email: info@albertina.at
http://www.albertina.at
Öffnungszeiten: Tägl. 10-18h, Mi 10-21 h


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1 Posting in diesem Forum
Turi Werkner ...
Walter Stach | 16.12.2008 12:47 | antworten
... fehlt auch.

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