Werbung
,

Buntes Cocooning

Wer durch die kürzlich eröffneten Galerieausstellungen im Zürcher Löwenbräu streift, kann leicht zum Schluss kommen, dass Kunst und Künstler derzeit wenig Interesse daran haben, was jenseits des eigenen Daseins und der Kunst selbst liegt. Zwar haben die Galerien geschlossen Künstler jüngeren Geburtsdatums für ihr Season Opening – besucht von für Wiener Verhältnisse unvorstellbar gut gestylten Leuten – gewählt. Trotz farbenfroher Erscheinung wirken die meisten Arbeiten hier jedoch brav, nahezu biedermeierlich. So etwa jene des jungen Raffi Kalenderian, der die Porträts seiner Freunden wohl absichtsvoll ungeschickt gemalt hat (Galerie Peter Kilchmann). Oder aber die Gemälde und Tapisserien von Caro Niederer – Familien- und Parkidyllen in geschmackvollen Farben. Dass die Teppiche in traditionellen chinesischen Werkstätten geknüpft wurden, erscheint irrelevant – Globalisierung und Ökonomie werden in diesen hübschen Bildern nicht thematisiert. Dagegen wirkt Jakub Julian Ziolkowski, in dessen kruden Gemälden Robert Crumb auf die Phantastischen Realisten zu treffen scheint, fast aufrührerisch (beide Galerie Hauser & Wirth). Déjà-Vus erlebt man bei Bob van Orsouw und Eva Presenhuber: Bei ersterem zeigt Shirana Shahbazi Stillleben, Totenschädel oder Muscheln vor monochromen Hintergrund – zwar lehnt sich die Künstlerin bewusst an die niederländische Malerei an; darüber hinaus sagen die Hochglanz-Arbeiten jedoch wenig. Und Josh Smith in der Galerie Presenhuber ironisiert seriell den Pinselduktus des heroisierten Abstrakten Expressionismus – schon vor vierzig Jahren hat Sigmar Polke auf ungleich komplexere Art mit den Gesten der „Modernen Kunst“, wie er sein Bild damals nannte, gespielt. Im zweiten Raum der Galerie hat Mark Handfort ein wildes Ensemble von Objets trouvés, dem, wie es im Handzettel heißt, „plastischen Vokabular der Stadt“, zusammengezimmert: Mit seinen trashigen Skulpturen zwischen Glamour und Grind ist er offensichtlich der einzige hier, der den Horizont von Kunst und Cocooning überschreitet.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: