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St. Moritz Art Masters: Der Affe laust St.Moritz mit Glanz und Claudia

Glasklare Spätsommer-Sicht, die den Frühherbst bei Hochsommer-Temperaturen wieder vertreiben hilft, zumindest noch ein wenig aufhält. Das war fraglos ein Auftakt nach Maß für ein erstmals veranstaltetes Kultur-Ereignis auf internationalem Top-Niveau, irgendwo angesiedelt zwischen diskreter Kunstmarkt-Geschäftigkeit und Luxus-Wellness für die musischen Sinne vornehmlich der upper class. Indes sollen sich die „St. Moritz Art Masters“ („SAM“) jedes Jahr wiederholen, so jedenfalls sinngemäß Hanspeter Danuser, Tourismus-Chef dieser „splendid isolation“ des Engadin, der endlich dem „Winter-Schickmicki“ seriöse-Spätsommer-Kultur entgegenhalten möchte. Edgar Quadt und Axel Zörkendörfer vom Artinvestor Magazin, sowie Kurator Rainer Opoku sorgen für die Kunst und das Konzept. Hat da etwa St.Moritz ein Ballermann-Problem auf gleichsam höchsten Niveau? Ein Weg aus der der Dekadenz hin zur Substanz? Apropos gelungener Auftakt. Die dazu passenden abendlichen Klänge lieferten innerhalb einer guten Woche (bis zum 7.September) bedeutende Kammer-Ensemble von Weltruf, darunter ein gemischtes Ensemble aus Wiener und Berliner Philharmonikern, inklusive der Star-Bratschist Yuri Bashmet, die gemeinsam Karajans 100.Geburtstag Tribut zollten. Nicht zu vergessen das Mariinsky Ballett aus St.Petersburg. Mit den Bläsern des Mariinsky Orchestra brachte dann Top-Dirigent Valery Gergiev, zur Partitur von Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, die Märchenschloss-Mauern des altehrwürdigen Badrutt’s Palace Hotel ins Wanken, bevor es mit der Cartier-Gala handverlesen weiterging. Mathias Rastorfer von der vis-a-vis angesiedelten Galerie Gmurzynska, nicht nur global player in Sachen russische Moderne, fühlten sich an diesem Abend sichtlich wohl zwischen glamourös patinierten Hollywood-Diven wie Claudia Cardinale und Faye Dunaway. Dazu etwa ebenfalls anwesend Auflagen-Millionär und Sprach-„Alchimist“ Paulo Coelho. Dessen Frau, die Künstlerin Christina Oiticica wiederum kokelte in einer Kunst-Aktion hoch droben auf der Paradiso-Alm ihre Bilder an und vergrub sie, allerdings so, dass jeder gelangweilte Bernhardiner sie flugs wieder dem Licht der Bergwelt entgegen zu scharren vermag. In der dünnen Hochgebirgsluft von St. Moritz , „on the top of the world“, so der Untertitel des Events, geht es nicht zuletzt immer auch um Top-Kunden-Marken-Bindung und –Aquise, dies von der Automarke bis zur Kunst. Keine Frage, manch protzige Stillosigkeit des Winters soll, via SAM, durch kulturtragende Sommer-Connaisseurs kompensiert werden. Beide Gruppen vereint die erforderliche Liquidität, um vielleicht doch die durch einen „Walk of Art“ über den Ort verteilten Werke von 250 Künstlern, etwa die Objekte eines Robert Indiana, Eric Fischl oder den gelben Riesenhund des Franzosen Aurele für den heimischen Park zu erwerben. SAM-Beirats-Vorsitzender und Unternehmensberater Roland Berger weiß, wovon er spricht, wenn er im Gespräch äußert:"Das ist eine innovative Art, Kunst in den richtigen Lifestyle-Zusammenhang zu stellen, die Kunst ebenso für den Sammler, wie den Golfer und Kunstliebhaber attraktiver zu machen." Galerist Mathias Rastorfer unterstreicht zunehmend den Event-Charakter des Kunstmarkts. " Das SAM-Konzept allerdings ist stärker bestimmt durch Ruhe und Gelassheit, dies auf höchstem Qualitäts-Niveau.Die Hochrangigkeit von Kunst,Musik und Publikum soll am Ende des Sommers zukünftig einen festen Platz einnehmen.St-Moritz-Flair bedeutet höchster künstlerischer und kommerzieller Anspruch. Gerade eine neue Käuferschicht aus Russland, dem Fernen und Nahen Osten wird zunehemend deratige Events favorisieren, die ein gewisses Lebensgefühl vermitteln. Die Auktionshäuser gehen inzwischen ebenfalls verstärkt diesen Weg." Für die Kunst stellen am Ort herausragende Galerien wie Karsten Greve, Gmurzynska, Salis & Vertes, Tschudi oder Monica de Cardenas ihre Spitzen-Offerten zur Verfügung. Julius Bär, drittgrößtes Schweizer Bankhaus, ist Hauptsponsor. Zeitgenössische Einblicke in die 4500 Bilder umfassende Unternehmens-Kollektion bekam man in einer demnächst zu eröffnenden Bär-Bank-Filiale. Dazu sponserten Mercedes Benz und Nobel-Uhrmacher Vacheron Constantin Lebenswerk-Preise für den nicht anwesenden Frank Stella. Äußerst präsent allerdings wirkte eine Fotografen-Legende, der Picasso-Porträtist David Douglas Duncan, der sichtlich bewegt den SAM-Award entgegennahm. In der vielleicht schönsten SAM-Ausstellung präsentierte die Foto-Sammlung des Italieners Amedeo M.Turello im Kempinsky Hotel „Woman of the magic mirror“, quer durch die Geschichte des technischen Mediums. Nicht minder brisant die Foto-Installationen von David La Chapelle, passend zum Namen, im Waldkirchlein beim Heilbad: „Jesus is my Homeboy“.Der Messias hat es hier nicht nur mit New Yorker Cops zu tun. Der monströse Riesenaffe mit mächtig baumelndem Human-Gemächt, positioniert am zentralen Schulhausplatz von St.Moritz, ist indes zum neuen Orts-Wahrzeichen und Denk-Anstoß auf Zeit geworden, inbegriffen einige murrende einheimische Engadiner, die dem Kunst-Affen wohl keinen Zucker geben wollen. Künstlerin Barthi Kher hat sich für ihre Kreation den passenden Namen einfallen lassen: „Der Weise“. Vorerst darf man dennoch mit Woody Allen ausrufen: „Mach’s noch mal SAM!“
Mehr Texte von Roland Groß

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St. Moritz Art Masters
28.08 - 07.09.2008

St. Moritz
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http://www.stmoritzartmasters.com


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