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Klaus Weber, Tilo Schulz - Stage Diver, Ralo Mayer - multiplex fiction: Inside-In

Noch nicht so lange her ist es, da war die Secession das Maß des Mainstreams. Entweder renommierten die Ausstellenden, weil sie im Zentrum der österreichischen Zustände waren, weil sie international etwas hergaben oder Diskursformationen, wie man das weiland nannte, anführten. Oder es renommierten die Kuratoren, die ein Thema vorgaben und es, weil gern einer Kosuth hieß und vor allem Künstler war, in die Welt platzen ließen. Und überhaupt renommierte das Haus, mit seinem Status, seiner Tradition und der fein abgestimmten Hierarchie in Oberlichtsaal, Galerie und Drumherum. Nun regiert die Unübersichtlichkeit. Klaus Weber, Tilo Schulz und multiplex fiction/Ralo Mayer heissen momentan die Künstler, wer sich warum in welchem wie dimensionierten Raum aufhält, kann man sich schwerlich erklären, und überhaupt hat man den Eindruck, dass das zusammenhängende Prinzip dasjenige von Neid, Konkurrenz und Rivalität darstellt. Der Vorstand der Secession bestimmt bekanntlich das Programm, und da kann es ja nicht schaden, jemanden zu nehmen, der schlechter ist oder zumindest daherkommt als man selber. Dass die jetzige Präsidentschaft den Klotz einer Künstlerauswahl am Bein hat, die von den Vorgängern stammt, macht die Sache nicht stringenter. Klaus Weber arbeitet im Hauptraum biologisch. Schwammerl wuchern durch Bitumen, ein Volvo hat eine Selbstwaschanlage verpasst bekommen, Affen in Rednerpose lassen an Kafkas Akademie-Bericht denken und das ganze Arrangement an die selige Installation von Carsten Höller irgendwann im letzten Jahrtausend. Tilo Schulz lässt es in der Galerie innenarchitektonisch angehen, Korridore aus Platten mit aufgeklebtem Mahagoni suchen sich eine Entourage, und man fragt sich, ob Monika Sosnowska schon mal hier ausgestellt hat oder ob das woanders war. Ralo Mayer lässt im grafischen Kabinett ein Ökosystem aus dem fernen Arizona Revue passieren, die Amerikaner können das mit der Balance der Kräfte besser, aber als „burleske Allegorie“, so das Begleitschreiben, wird ohnedies deutlich: „die allumfassende Kontrolle der Gesamtheit des Lebens“. Allumfassend die Gesamtheit des Lebens: Viel ist es schon, was momentan gemeint ist in der Secession, und bei aller Generalisierung, für die sich die Kunst in den letzten 200 Jahren zuständig erklärt hat, weiß man schier nicht mehr, wo einem der Kopf steht vor lauter Spezialisierung. Idiosynkrasien und Hybride, Institutionenkritik und Pop-Guerilla treffen sich zum Sit-In, Plug-In, Blog-In. Das Inside-In sucht sich sein Vorne.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Klaus Weber, Tilo Schulz - Stage Diver, Ralo Mayer - multiplex fiction
19.09 - 09.11.2008

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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