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Phantastischer Realismus: Traummännleinkunst

Es ist schon eigenartig: Während ein überwältigender Teil des Kunstbetriebs den „Phantastischen Realismus“ zu Recht belächelt, wird ihm ausgerechnet am prominentesten Ort, der sich der österreichischen Kunst widmet, eine große Ausstellung ausgerichtet. Wie die „Presse“ richtig bemerkt hat, ist das Spotten über den „Phantastischen Realismus“ ebenso redundant wie dieser selbst. Die schwierige Übung, einer Ausstellung dieser Traummännlein-Kunst ernsthaft zu begegnen, scheitert jedoch leider ebenso wie jene, irgendeine Art von Qualität in dieser Malerei zu finden. Erschwert wird das alles noch dazu dadurch, dass hier etwa ein Hausner neben einem de Chirico hängt, dazwischen Dalí, Tanguy und Max Ernst: Eine derartige Nachbarschaft tut den Klassikern des Surrealismus ebenso weh wie sie das Epigonentum der Phantasten vor Augen führt. Schlecht tun letzteren auch die Versuche, ihre Anfänge im Art Club- und Strohkoffer-Umfeld zu demonstrieren: Denn auch hinter dem blutjungen Arnulf Rainer und Maria Lassnig bleiben sie logischerweise zurück. Während sich bei diesen schon früh eine künstlerische Idee ankündigt, sucht man eine solche bei Fuchs und Konsorten vergeblich. Immerhin hat man sich dankenswerterweise auf das Frühwerk der Gruppe – die wie jede Gruppe keine sein will – beschränkt; worüber sich einige der Betreffenden dann in einem äußerst wohlwollend geführten Interview des Wochenmagazins „News“ auch ausführlich beschweren durften. Interessant an den Phantastischen Realisten ist zweierlei: Einerseits, dass ihre Kunst tatsächlich wie sonst keine der Verfasstheit der Republik in der Nachkriegszeit entsprochen hat. Andererseits, dass sie sich heute als die großen Revoluzzer gerieren: Als figurative Maler, so die durchgängige Argumentation, seien sie ja gegen den – offenbar überwältigenden - Strom der Abstraktion geschwommen. Über die Bilder jedoch, die ohnehin ihre Käufer finden, sollte zumindest ein Bundesmuseum besser den Mantel des Schweigens breiten. Auch wenn einem die Besucherstatistik im Nacken sitzt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Phantastischer Realismus
20.05 - 14.09.2008

Belvedere
1030 Wien, Prinz-Eugen-Strasse 27
Tel: +43 1 795 57-0, Fax: +43 1 795 57-121
Email: info@belvedere.at
http://www.belvedere.at
Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 18 Uhr


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Phantastischer Reaismus
Ursula Graf | 02.07.2008 09:39 | antworten
Wieder ein beiläufiges Kommentar, ohne den geringsten Versuch einer ernsthaften Auseinandersetzung!

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