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Ivica Capan: Malen mit Malewitsch

Ivica Capan hat Kunstgeschichte studiert. Irgendwie merkt man das. Seine Bilder, derzeit in der Galerie Knoll ausgestellt, kommen einem bekannt vor: Sie erinnern ein bisschen an abstrakten Expressionismus, sind irgendwie meditativ, manchmal auch fast monochrom. Es tropft und bröckelt, es klumpt und verkrustet, es fließt und wirft Blasen. Dominiert von Pastellfarben, wirken die Gemälde mit ihrer glänzenden Oberfläche im weißen Galerieraum fast knallig. Manchmal schleichen sich blitzblaue Pinselstrichhaufen ein, die man in ihrer Verankerung im ansonsten nicht räumlich definierten Bildraum beinahe für gegenständlich hält. Capan legt Farbschicht über Farbschicht, lasierend, manchmal auch deckend, pastos - bis etwa die obere weiß-bläuliche Schicht aufspringt und die darunter liegende gelbe hervorschimmert. Oder er malt mit dünnen Pinselstrichen immer wieder horizontal quer über die Leinwand, bis die Farbe rinnt und so einen Schleier, einen Vorhang ergibt, der sich über die darunter liegenden Schichten legt. Die Orientierung in diesen Bildern fällt schwer: Sie sind weder räumlich noch flächig, Farbflecken irgendwo - oder auch nicht. In einem Text von 2001 zitiert Ivica Capan Leibniz und Lyotard (schließlich hat er auch Philosophie studiert), Vattimo und Malewitsch, dessen Suprematismus für ihn von Bedeutung ist: Dieser gehe über die Malerei hinaus und nähere sich der Mystik an. Die Gegenstände sind bei Malewitsch nicht \"Sein\", sondern nur ihre eigenen Trugbilder, sowie die sichtbare Welt einzig und allein unsere Auffassung von \"Sein\" ist. Daher ist es auch irrelevant, ob man gegenständlich oder ungegenständlich malt, so Capan. Aufregend neu klingt das alles natürlich nicht. Ist auch nicht notwendig: Die Bilder verfehlen in ihrer seltsamen Undefinierbarkeit ihre Wirkung nicht. Sie ziehen den Blick in sich hinein, lassen ihn herumirren und dann wieder an ihrer glänzenden Oberfläche abprallen. Wie gesagt, es kommt einem bekannt vor.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ivica Capan
11.04 - 01.06.2002

Knoll Galerie Wien
1060 Wien, Gumpendorfer Straße 18
Tel: +43 1 587 50 52, Fax: +43 1 587 59 66
Email: office@knollgalerie.at
http://www.knollgalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18, Sa 13-15h


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