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Andreas Schulze: Man nannte es Pferd

"Das ganze Elend des modernen Künstlers", so brachte Julius Meier-Graefe in seiner 1914 erschienen "Entwicklungsgeschichte" einst auf den Punkt, was für ihn eine Misere war: "Wollen und nicht wissen was". Das war einmal, denkst du dir. Du bist zwar ebenfalls Künstler und weißt deinerseits nicht immer so ganz, was du machen sollst. Aber von Elend muss man nicht gleich reden. Du kennst die Kunstgeschichte gut, und du hältst sie für ein bisschen überdreht. Andererseits hast du nichts gegen das Malen, und du weißt längst, dass alle neuen Medien bald ziemlich alt aussehen. Wie auch immer: Du willst Bilder machen, Bilder, die dir entsprechen, Bilder die nicht zu prätentiös sind, aber auch nicht gleich durch den Rost aller Aufmerksamkeit fallen. Bilder, die einfach da sind. Nicht, dass dir wirklich zu schaffen machte, was du da grübelst. Immerhin gibt es dir zu denken, und dann siehst du die neuesten Arbeiten von Andreas Schulze, die er gerade bei Martin Janda zeigt. "Er wachte auf und ging ins Bad" steht formatfüllend in Zuckerbäckerkringeln auf einer der Leinwände zu lesen. Vis-à-vis laufen wolkenartige Farb-Bänder in Schwarz-Weiß auf das Zentrum der Tafel zu, in dem du einige bunt gehaltene Strichmännchen erkennst. Ein nicht minder wolkiges Gebilde beherrscht ein drittes Gemälde; es sieht aus wie ein Maske, oder besser wie eine der im Wortsinn unförmigen Larven, die René Magritte gern malte, um sie mit einem um so eindeutigeren Wort zu bezeichnen. Müßig anzumerken, dass es bei Schulze nur die Unförmigkeit und nicht den Begriff gibt, der sie aus dem Nebulösen zerrt. Durch die Bank heissen die Arbeiten "o.T.". Mit Ausnahme des mit Blümchen bemalten Polyesterpferdes in Lebensgrösse: Das heißt "Pferd". Schulzes Bilder sind einfach nur so da. Sie sind nicht zu gross und nicht zu klein, nicht zu dick und nicht zu dünn und nicht zu auffällig. Zu unauffällig sind sie auch nicht. War es das, was du als Künstler wolltest? Beim Verlassen der Galerie drehst du dich nochmals um. Vielleicht, so kommt dir auf einmal in den Sinn, hatte der alte Meier-Graefe doch recht. Vielleicht ist es doch ein Elend mit dem modernen Künstler.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Andreas Schulze
20.03 - 04.05.2002

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
öde
kitty | 20.04.2002 04:05 | antworten
diese bilder sind doch wirklich sehr langweilig, meine damen und herren, achzigerjahre halt und das beim janda - hätte ich nicht geglaubt, obwohl bei der malerei hat der gute galeristenmann keinen glücklichen griff bis jetzt - aber was nicht ist, kann ja noch werden....

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