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Ingrid Pröller - E-Motion: Asketische Ekstasen?

Das größte Bild gegenüber dem Eingang zeigt in Lebensgröße eine „Läuferin“. In sportlich knapper Bekleidung, mit Armbanduhr und fahnenartig wehendem Pferdeschwanz joggt sie von rechts nach links. Ihr Auge ist halb geschlossen. Sähe man das mit weichen Pastelltönen angelegte Gesicht von vorne - vielleicht entstünde ein mandeläugiges Portrait à la Renoir. Der kannte aber noch keine Bustiers und schweißaktiven Höschen. Und es kommt wahrscheinlich in keinem Hintergrund von Renoir eine brennende Stadt vor. Der Gegensatz zwischen der kontemplativ trabenden, jugendlich schlanken Frau und der von ihr durch eine Wasseroberfläche getrennten, unter einem Rauchkegel in Flammen aufgehenden Häuserreihe macht stutzig. Handelt es sich um unbekümmerten Hedonismus? Ist es nicht ungesund, bei Smog zu joggen: soll davor gewarnt werden? Auf der Wand daneben fliegt „Victor“, ein Kitesurfer, an seinem nicht sichtbaren Drachen hängend über eine Fläche, die ebenfalls orange beleuchtet und mit abstrakt-expressionistischen Mitteln gestaltet an einen brodelnden Vulkankrater erinnert. Auch Victor hat keinen nervösen Gesichtsausdruck. Er scheint namensgetreu Sieger im Kampf mit allen Elementen zu sein. Es handele sich beim Hintergrund um innere Landschaften, erklärt die Galeristin. So primavista hat man es nicht gleich gesehen. Findet die brennende Stadt also eigentlich nur im Kopf der Joggerin statt, sie selbst aber rennt am Donaukanal? Im oberen Geschoß liegt „del Piero“, wie ein gestreckter Torero in käfigkästig gestreiftem Trikot vor uns auf schwimmendem Grün, man könnte ihm fast auf den Kopf treten. Im hinteren Raum hockt eine vom Rand angeschnittene „Sportlerin“ vor einer aus Brandl und Kirkeby gemixten Sumpflandschaft. Ihr Bauchnabel im flachen Leib ist ein bisschen verrutscht. Zwar rinnt kein Schweiß, aber sportliche Erschöpfung wird dennoch durch die Körperhaltung und den Gesichtsausdruck evident. Ingrid Pröller überzeugt malerisch eher bei den kleineren „Sportstücken“ im Fenster. Hier, insbesondere bei den beiden Boxern machen die Hintergründe keinen Kraftausdruck malerischer Expressionsmöglichkeiten. Das Geschehen bleibt bei den Körpern, die ganz in ihrem bewegten Moment aufgehen.
Mehr Texte von Gesche Heumann

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Ingrid Pröller - E-Motion
29.05 - 21.06.2008

Galerie Barbara Preyer
1070 Wien, Breite Gasse 19
Tel: +43-664-466 96 77
Email: office@youngaustrianart.com
http://www.youngaustrianart.com/
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

2 Postings in diesem Forum
Schwalbe
vera | 14.06.2008 03:42 | antworten
Liebe Frau Gesche Heumann Der plakativ beschreibende Text, welcher an den Sportjournalismus erinnert, "trifft" weder Inhalt noch Maltechnisches der Künstlerin. Wie man aus Ihrer Website ersehen kann, malen Sie selbst. Es stellt sich nun die Frage, ob es Sinn macht, dass Maler über Maler schreiben, und nicht, wie zu erwarten, Kunstkritiker.
Maler
Jan Weber | 17.06.2023 04:21 | antworten
Ich finde sogar, dass es absolut falsch ist, wenn Kunstkritiker die NICHT Malen, über Maler schreiben!

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