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Oskar Kokoschka - Ein Vagabund in Linz. Wild, verfemt, gefeiert: Meister der Selbstinszenierung

„Welche von diesen drei Zeichnungen“, lautete die Frage in dem kleinen Büchlein, „ist wohl eine Dilettantenarbeit vom Insassen eines Irrenhauses?“ Antwort: „Staunen Sie: Die rechte obere! Die beiden anderen dagegen wurden einst als meisterliche Graphiken Kokoschkas bezeichnet.“ Für die Ausstellung „Oskar Kokoschka. Ein Vagabund in Linz. Wild, verfemt, gefeiert“ wurde ein Verschlag gebaut, in dem mit Hilfe von Kopien und dokumentarischem Material die „Entartete Kunst“-Ausstellung nachvollziehbar wird. Längst sind die Bilder der Verfemung bekannt ¬– einen Schauer jagt es einem noch immer über den Rücken. Sechs Jahre nach dem Ende des NS-Regimes stellte Kokoschka - erstmals nach 1945 - in Linz aus. Im Gegensatz zu den zwei Wiener Kokoschka-Ausstellungen verlässt man sich im Lentos weniger auf die Aura der Kunstwerke – verstärkt haben sich die Kuratorinnen (Elisabeth Nowak-Thaller, Nina Kirsch) der Dokumentation seiner Beziehung zur Stadt gewidmet: Wie sich Wolfgang Gurlitt, Gründer des Lentos, um den Künstler bemüht hat, wie sich Politiker mit ihm geschmückt haben – oder aber ihn abgelehnt haben – , wird anhand von Zeitungsausschnitten und Fotografien sichtbar. Dass Kokoschkas Zeit in Linz jedoch nicht unbedingt die künstlerisch spannendste war, dämmert einem angesichts der Stadtansichten – mit denen sich Kokoschka, glaubt man seinen Briefen, offensichtlich selbst ein wenig gelangweilt hat. Viele der Arbeiten in der Lentos-Ausstellung hat man zwar schon im Belvedere oder der Albertina gesehen – wie etwa die Porträts der 1910er-Jahre, die Alma-Mahler-Bilder oder die politischen Allegorien, aber auch die frühen Aktzeichnungen, die in einer Ausstellung zeitgenössischer Grafik heute niemanden irritieren würden, so modern sind sie – ebenso wie eine Buntstiftzeichnung von Ziegen, wo Kokoschka immer wieder den Strich unterbrochen hat. Mittels der dokumentarischen Aufbereitung – dazu gehören auch Fotos, auf denen Kokoschka seine nahezu komödiantische Lust zur Selbstinszenierung auslebte – gelingt es dem Lentos dennoch, der Sicht auf Oskar Kokoschka weitere biografische Facetten hinzuzufügen.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Oskar Kokoschka - Ein Vagabund in Linz. Wild, verfemt, gefeiert
31.05 - 05.10.2008

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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