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Derek Jarman - Brutal Beauty: Juliens Jarman

„The image“, heißt es in Derek Jarmans Film „Blue“, „is a prison of the soul.“ Auf den Leinwänden herumkratzen wie an Kerkerwänden, Bildfolgen zerstückeln und das Unerwartete dazwischen setzen, das Gefängnis der Seele herausfordern mit jedem Wimpernschlag: Die Kunst Derek Jarmans (1942-1994) ist ein depressives Feuerwerk, ein Feiern schwuler Identität und Sexualität, ist romantischer Anti-Thatcherismus. Man muss sich Van Goghs in Blau gehaltenen „Rundgang der Gefangenen“ als eine House-Party in den späten 1980ern vorstellen. Derek Jarman hatte Malerei studiert und bis zu seinem frühen AIDS-Tod mit dem Malen nicht aufgehört. Späte Arbeiten, mit Teer überzogene Alltagsgegenstände auf Leinwänden, mementi mori allesamt, sind auch in der Ausstellung in der Kunsthalle Wien zu sehen. Bekannt wurde Jarman allerdings als Filmemacher, legendär sind seine gleichnamigen Porträts von Caravaggio (1986) und Wittgenstein (1993). Aber auch „The Last of England“, seine Abrechnung mit dem konservativ-neoliberalen Modell Thatcher hat durch seine bildgewaltige Poetik den Nerv nicht nur seiner Zeit getroffen, sondern auch viele KünstlerInnen nach ihm beeinflusst. Zu diesen Beeinflussten gehört Isaac Julien. Der Filmemacher und Künstler hat die Jarman-Ausstellung kuratiert und selbst einige Arbeiten zu ihr beigesteuert. Juliens Dokumentarfilm „Derek“ (2008) geht von einem Interview mit Jarman aus, basiert auf Text und Ton von Tilda Swinton, einer von Jarmans Lieblingsschauspielerinnen, und verwendet Originalausschnitte aus Jarmans Filmen in dessen Manier. Im Katalog nennt Julien seinen eigenen Film deshalb ganz unbescheiden „die letzte Blüte der Jarman´schen Schule.“ Zwischen diesem und Jarmans letztem Film „Blue“ ist die Ausstellung gruppiert. Jarmans Super-8-Filme sind in einer dunklen Halle zu einem Environment aus zehn Flachbildschirmen aufgebaut, vor die man sich nur als Ganzes in einen der runden und im Raum verteilten Kissensessel flätzen kann. Die Bildschirmflächen im Raum stehen vielleicht für die Fortsetzung der Petersburger Hängung mit anderen Mitteln. Vom einzelnen Film bleibt bei dieser Präsentation nicht viel übrig. Dem Ausstellungsanliegen, die Nähe zwischen Malerei und Filmschaffen Jarmans zu unterstreichen, kommt sie hingegen nach.
Mehr Texte von Jens Kastner

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Derek Jarman - Brutal Beauty
28.06 - 05.10.2008

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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