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Karin Kneffel Neue Malerei - Früchte und Ornamente: Das stille Leben der toten Natur

\"Im 19. Jahrhundert haben die Deutschen ihren Traum gemalt, und es ist allemal Gemüse daraus geworden. Die Franzosen brauchten nur Gemüse zu malen, und es war schon ein Traum\". Diesen Satz von unser aller Vordenker Teddi Adorno stellen wir hiermit der folgenden Ausstellungsrezension von jüngsten Arbeiten Karin Kneffels in der Wiener Galerie Christine König voran. Die Sentenz passt, die Leserschaft wird es sich schon gedacht haben, nicht ganz auf Karin Kneffel, denn sie arbeitet im späten 20. Jahrhundert, sie malt kein Gemüse, sondern Obst, und sie ist eine von jenen Deutschen, denen es schon gar nicht um die Darstellung von Träumen geht. Andererseits passt die Sentenz wiederum schon, denn von ihren Tafeln, die das Motiv stets überdimensioniert wiedergeben und die sich um eine glasklare, gleichsam kristalline, dem Fotografischen schier abgetrotzte Oberflächenstruktur bemühen, geht eine deutliche Präsenz aus, die man je nachdem auratisch oder affig finden kann, die einen aber, bei aller Coolness der Malerei, nicht kalt lässt. So prangen also Trauben auf der Leinwand, pausbackig und strotzend, oder es gibt Fallobst zu besichtigen, das Memento Mori aller Abundanz, das im Format von zwei auf drei Metern gleichwohl auf alle Üppigkeit setzt, zu der Peinture in der Lage ist. Karin Kneffel malt Still-Leben, und weil die Dinge meistens so schön ruhig halten, werden sie honoriert mit höchster Porträtgenauigkeit. Vor einigen Jahren allerdings, da hat sich Karin Kneffel, geboren 1957, Meisterschülerin von Gerhard Richter, an einem Bild versucht, das ein loderndes Feuer zeigte. Es ist in der jetzigen Ausstellung nicht zu sehen, doch verdient es, erinnert zu werden. An diesem Bild nämlich ist Karin Kneffel gescheitert. Es gelang ihr nicht, im Knistern und Flackern und Brennen jenes Leben festzuhalten, das ihren Früchten innewohnt. Karin Kneffel ist damals gescheitert, doch ist sie nicht banal, sondern durchaus mit Anspruch gescheitert. Seither kann man noch besser sehen, wieviel Vitalität in ihrer Nature Morte steckt. Diese Vitalität ist das Elixier des Vegetarischen. Gerade auch, man lese Adorno, des gemalten.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Karin Kneffel Neue Malerei - Früchte und Ornamente
15.03 - 11.05.2002

Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
Tel: +43-1-585 74 74, Fax: +43-1-585 74 74-24
Email: office@christinekoeniggalerie.at
http://www.christinekoeniggalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa 12-16h


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
eh gut, aber..
kitty | 20.04.2002 04:12 | antworten
wenn man als malerin nicht mehr weiß, was man malen soll, wendet man sich halt dem altehrwürdigen sujet des stilleben zu, guter wein wär mit ehrlich gesagt lieber. die aquarelle im hinteren raum sind sehr nett - ornamentrendezvous mit matisse oder so...malen kann die knefel ja.

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