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Ketty la Rocca: Sprengkraft der Stille

Streng, konsequent, geradlinig, eigenwillig: Ketty La Roccas Arbeiten sprechen eine klare, karge Sprache. In der Galerie Kargl kann man nun mit ihrer beredten Stille in Dialog treten. \"You\" ist ein Schlüsselwort für La Rocca. In ihrer kleinen, krakeligen Handschrift überzieht es Hände, findet sich auf Fotos, Kopien und in vielen, teils unlesbaren Worten der \"Reduziones\". Die Serie aus dem Jahr 1974 folgt einem strengen Konzept. Auf mehreren Ebenen werden konsequent verschiedene künstlerische Medien untereinander gereiht und so zueinander in unmittelbaren Bezug gesetzt. Ausgangspunkt ist immer ein bewusst inszeniertes Foto aus einer \"Galerie\": Kunst wird hier reflektiert, in verschiedene Kontexte gestellt, mit Galeristen, Publikum, Architektur gezeigt. La Rocca wandelt das Foto ins Schriftbild aus seinen wesentlichen Kompositionslinien um, die sie weiter grafisch zur Linie reduziert. Wertigkeiten kippen, menschliche Umrisse verlieren sich in denen der Kunst und des Raumes, die Essenz des \"You\" bleibt. Kommunikation war La Roccas Lebensthema. Alles, was sie bearbeitete, beginnt zu sprechen: selbst das Telefon am Tisch eines Galeristen, umgeben von Katalogen, erzählt davon. Verschiedenste Medien, Foto, Schrift und Grafik, historische Filmplakate, Aufnahmen von Händen: alles kommuniziert miteinander, überzogen von ihrer Handschrift als Sinnbild ihrer Persönlichkeit und der reflexiven Ebene. La Rocca suchte nach authentischen, universellen Gesten und entwickelte dafür ein Handalphabet. Parallel dazu gestaltete sie für das italienische Fernsehen Sendungen für Taubstumme, moderierte Programme für Analphabeten. Hauptwerke von 1974 wie \"Le mie parole e tu\" und \"you you\" sind in der Galerie Kargl zu sehen. Ihre Aktualität besticht. Ketty La Rocca starb 1976, mit 38 Jahren. Es scheint, als sei die Zeit erst jetzt reif, sie zu begreifen. 1978 wurde zur Biennale in Venedig eine erste Retrospektive gezeigt, seit 1995 steigt die Wertschätzung für sie. Die Sprengkraft der Stille wirkt langsam, aber nachhaltig. Zu La Roccas letzten Arbeiten zählen Röntgenaufnahmen ihres eigenen Kopfes, die den todbringenden Tumor künstlerisch verarbeiten. Verschlüsselte Selbstporträts als letztes, starkes Vermächtnis: \"you\" steht darauf.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Ketty la Rocca
15.03 - 11.05.2002

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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