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beschämend

Es ist beschämend, dass ein uneinsichtiger, von keinerlei schlechtem Gewissen geplagter alter Mann - auch Großsammler genannt - Österreich mit seiner Sturheit in Geiselhaft nimmt. Es ist beschämend, dass sein Anwalt z.B. mit dem zynischen Sager "Beutekunst? Kenne diesen juristischen Begriff nicht" (hoffentlich kennt er zumindest den Tatbestand der entzogenen Bilder) diesem uneinsichtigen alten Mann auch noch den Unrechtsrücken stärkt. Es ist beschämend, dass die Medien sowohl dem alten Mann als auch seinem Anwalt durch Interviews die Möglichkeit geben, immer mehr verbale Unerträglichkeiten abzusondern. Es ist beschämend, dass die österreichische Kulturministerin dies alles dadurch unterstützt, dass sie nicht sofort handelt, sondern sich vielmehr hinter einem ungeschickt formulierten Stiftungsrecht versteckt und nicht begreift, dass sie dem "Kulturland Österreich" mit seiner international ausgerichteten Kunst- und Kulturszene enormen Schaden zufügt. (Übrigens auch dem Fremdenverkehr gnä` Frau) Es ist beschämend, dass bei österreichischen Politikern (Erkennen sie überhaupt das Problem Herr Gusenbauer? Es geht um Kunst Herr Molterer!) kein Moralkonsens zustande kommt, der diesem uneinsichtigen alten Mann Sprech- und Hausverbot in "seinem" Museum erteilt. Und Restitutionen einfach durchführt, auch wenn draus möglicherweise ein Prozess hingenommen werden muss, der zwar zu einer Verurteilung führen kann - die daraus resultierenden Prozesskosten stehen übrigens in keinem Verhältnis zum bereits angerichteten Imageschaden - der aber zumindest der internationalen Gemeinschaft nachdrücklich signalisiert, dass wir kein Hort (mehr) sind, für beschämende Unrechtverschleierungs- und Aussitztaktierereien. Es ist tatsächlich beschämend.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Taktgefühl statt Schamgefühl....
Klaus Pokorny | 08.04.2008 09:12 | antworten
Ja, Prof. Leopold ist ein alter Mann, und er hat jedes Lebensalter genützt um für die Kunst zu kämpfen. Seine „Sturheit“ führte dazu, dass sich nun in Österreich eine der bedeutendsten und interessantesten Kunstsammlungen der Welt befindet, zusammen getragen von eben jenem „alten Mann“. Seine Weitsicht hat Egon Schiele und anderen Künstlern jene Bedeutung zurück gegeben, die vor dem Krieg einzelne Kunstkenner erkannt hatten, die aber in den 40er und in den 50er Jahren mit Füßen getreten wurde. Prof. Leopold verurteilt die Verbrechen der Nazizeit ebenso wie er auch zu Recht all jene kritisiert, die ihm ein schlechtes Gewissen aufzwingen wollen und blindlings oder bewusst seinen in all den Jahren aufgebauten Ruf und vor allem jenen der Institution Leopold Museum und damit des Kulturstandortes Österreich zerstören. Wer unentwegt polemischen Angriffen ausgesetzt ist, muss mit subtiler und manchmal auch mit handfester Ironie reagieren dürfen. Niemals hat Prof. Leopold bestritten, dass ein Werk seiner Sammlung – wie sich durch die Recherchen der Provenienzforschung der Leopold Museum Privatstiftung herausstellte – ursprünglich entzogenes Gut war, also Raubkunst (oft bezeichnet als „Beutekunst“ wenngleich dieser Begriff juristisch nicht zutreffend ist). Das heißt allerdings nicht, dass Prof. Leopold dieses Werk unrechtmäßig erworben hat. Einen Maulkorb zu verhängen oder gar ein Hausverbot gegen jenen Mann zu erlassen, der - wie kaum ein anderer - sich nie gescheut hat die – oft unbequeme - Wahrheit zu sagen, wäre absurd. Prof. Leopold ist die Frage der Moral ein großes Anliegen. Er wird – im Sinne des Kurses von Ministerin Schmied - den Weg einer Prüfung durch eine unabhängige, unbefangene Einrichtung unterstützen, nicht mehr aber auch nicht weniger. Mögen nie wieder jene beschämenden Mechanismen Oberhand gewinnen und mögen jene, die Schamgefühl fordern Taktgefühl walten lassen. Denn der Mangel an solchem schädigt mit Sicherheit den Ruf des Kulturlandes Österreich. Klaus Pokorny

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