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Hiroshi Sugimoto: Diskurserweiterer

Hiroshi Sugimoto gehört zu jenen Künstlern, von denen man stets glaubt, ohnehin bereits alles irgendwann schon einmal gesehen zu haben. Die "Theatres" - die Sache mit der offenen Blende während der ganzen Vorstellung, der ganze Film gerinnt zu einer einzigen weißen Fläche, die Besucher lösen sich in unsichtbare Geister auf, alles bekannt, alles klar, wunderschön. Oder die "Portraits" - Heinrich VIII mit seinen Frauen, realer als in Wirklichkeit, schaurig, unheimlich. Und die "Seascapes" - Horizont genau in der Mitte, Himmel und Meer verschwimmend, jeder nennt es meditativ, manchmal wird einem aber auch ein bisschen langweilig damit. All das zeigt man in der großen Sugimoto-Ausstellung im Museum am Mönchsberg auch. Aber glücklicherweise nicht nur - sonst wäre die Angelegenheit ein einziges Déjà-Vu. In der - von Sugimoto selbst - sorgfältig und schlüssig gehängten Schau finden sich zum Beispiel auch die weitaus weniger bekannten verschwommenen Fotografien von Ikonen der modernen Architektur: Der Einsteinturm von Erich Mendelsohn, die Villa Savoye von Le Corbusier, die Faguswerke von Walter Gropius oder Frank Lloyd Wrights Guggenheim-Spirale offenbaren ihren wahrzeichenhaften Charakter dadurch, dass sie der Unschärfe von Sugimotos Großbildkamera standhalten - sie sind auf den ersten Blick zu erkennen. Zu den bislang eher wenig präsentierten Arbeiten Sugimotos zählen auch die Dioramen, die er schon in den 1970er-Jahren im American Museum of Natural History fotografierte - und, man muss es eingestehen, manchmal lässt sich gar nicht so leicht feststellen, wo die Kante zwischen Raum und Wand verläuft, so sehr verschmelzen die Illusionen unterschiedlicher Grade miteinander. "Wie unecht auch immer ein Gegenstand ist", wird Sugimoto an dieser Stelle zitiert, "einmal fotografiert, ist er so gut wie real." Die Frage, wo die Täuschung beginnt und die Realität endet, treibt die Fotografie freilich seit jeher um. Sugimoto jedoch, der es schafft, Unechtes echt und Reales irreal erscheinen zu lassen, erweitert den Diskurs erheblich.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Hiroshi Sugimoto
09.03 - 15.06.2008

Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg
5020 Salzburg, Mönchsberg 32
Tel: +43 / 662 / 84 22 20-403, Fax: +43 / 662 / 84 22 20-700
Email: info@mdmsalzburg.at
http://www.museumdermoderne.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi 10-20 h


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