Susanne Rohringer,
Josephyne Pryde, Sarah Staton - Mother And Her House. Josephyne Pryde, Sarah Staton - Sex: Dort wo wir uns begegnen
Zwei britische Künstlerinnen, Josephine Pryde und Sarah Staton, schon seit ihrer Kindheit befreundet, stellen derzeit gemeinsam in zwei Wiener Galerien aus. In der Galerie Bleich-Rossi sind Arbeiten zu Erfahrungen der Künstlerinnen mit Mutterschaft und Heim zu sehen während die Galerie Senn unter dem Titel "Sex" das künstlerische Selbstverständnis der Feministinnen thematisiert.
Josephine Pryde inszeniert bei Bleich-Rossi in ihren manchmal leicht verwackelten schwarz-weiß Fotografien aus 2007/8, mithilfe weiblicher Modelle vor geblümten Stoffbahnen Gefühlszustände wie "Frustration", "Zweifel", "Aufbegehren" und "Erfüllung". Diese Emotionen sind auf den Gesichtern der Protagonistinnen nachlesbar und titelgebend. Es ist eine enge häusliche Welt, die hier skizziert wird. Gedanklicher Frei- und Handlungsspielraum der Frauen ist stark beschnitten. Das Leben spielt sich in häuslichen Sphären ab, die als angedeutete Interieurs in den Fotos sichtbar werden. Prydes Arbeiten sind eine Referenz auf die Mutterschafts- und Weiblichkeitsbilder der Sechziger Jahre, die sie selbst als Kind einer bürgerlichen Familie in Großbritannien erfuhr. Wir sehr das tradierte Mutterbild, die daraus resultierende Revolte, den Selbstfindungsprozess als weibliche Künstlerin prägte, zeigt nicht nur ihre publizistische Tätigkeit, sondern auch das Gedicht von Ellen Cantor "my future wife", das wie eine Klammer die beiden sehr biografischen Ausstellungen von Pryde und Staton umschließt. In diesem Gedicht, das mit einer gestalteten Spielkarte als Faltkärtchen in beiden Galerien aufliegt, wird die Erinnerung an die alte Mutter brutal abgewehrt und eine neue Mutter als cool, sexy, liebevoll und mit push up BH imaginiert.
Sarah Staton bearbeitet das Thema in Holzplastiken mit Platten in verschieden Höhen, auf gewölbten Füßen. Sie ähneln Tischmöbeln von rustikalen Einrichtungshäusern und spielen auf Staton Auseinandersetzung mit der in Großbritannien oft gestellten Frage inwieweit "moderne Kunst" nicht fest gefügte britische Werte unterspüle. Nicht zuletzt sind die Tische aber auch ein Sinnbild für gemeinschaftliches familiäres Erleben und dessen Zerfall.
Um Fragen der Produktionsbedingungen weiblicher Autorenschaft in der zeitgenössischen Kunst und einen selbstbewußten spielerischen Umgangs mit weiblicher Identität geht es in der zweiten Ausstellung in der Galerie Senn. Prydes Fotos zeigen hier in der Luft explosionsartig zerstiebende Make up Balls und spielen mit dem Ideal weiblicher Schönheit, für das die Industrie Angebote macht und die von der Künstlerin lustvoll uminterpretiert werden. Auch eine für HM von Madonna entworfene Brille ist als Schaustück allgemein verfügbarer und leistbarer "Popkultur" in einem dieser Arrangements zu sehen. Staton hingegen zeigt schematisiert gemalte Kringeln auf behandeltem Denimstoff. Sie sind Abstraktionen von Telefongekritzel wie es beim Austausch von Kunstnews und Befindlichkeiten mit der Freundin im London der Achtziger Jahre entstanden sein könnte. Das dazugehörige Telefon, ein Design-Kultobjekt jener Zeit von Bang & Olufsen, ziert die Einladungskarte der beiden Ausstellungen.
Mehr Texte von Susanne Rohringer
Josephyne Pryde, Sarah Staton - Mother And Her House. Josephyne Pryde, Sarah Staton - Sex
18.01 - 29.02.2008
Gabriele Senn Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1 a
Tel: +43 1 585 25 80
Email: office@galeriesenn.at
http://www.galeriesenn.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17h, Sa 11-14h
Galerie Bleich-Rossi
1010 Wien, Dominikanerbastei 19
Tel: +43-676-3569 698
Email: galerie@bleich-rossi.at
http://www.bleich-rossi.at
Öffnungszeiten: geschlossen
18.01 - 29.02.2008
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Öffnungszeiten: Di-Fr 11-17h, Sa 11-14h
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