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Werner Feiersinger (Hauptraum); Philippe Decrauzat (Galerie, Grafisches Kabinett: Korrespondierende Objekte

Die Auseinandersetzung mit dem Raum kennzeichnet die beiden Einzelpräsentationen von Werner Feiersinger und Philippe Decrauzat in der Secession

Den architektonischen Widersprüchen und Konflikten der Moderne, die sich in der von Joseph Maria Olbrich im Spannungsfeld von "schmückender Symbolik und technischer Funktionalität" (Barbara Steiner) gebauten Secession manifestieren, spürt Werner Feiersinger in seiner aktuellen Schau nach.

Zentrales Anliegen des österreichischen Künstlers ist das Hinterfragen der dogmatischen Rezeption der Moderne als Verkörperung von Funktionalität und Rationalität. Feiersinger fokussiert seinen Blick deshalb auf die Ambivalenzen, auf die auch der Moderne inhärenten, meist verschwiegenen Brüche und Widersprüche.

Dominiert wird die Schau mit überwiegend neuen Arbeiten von einer 17 Meter langen geschwungenen Stahlstruktur, einem Zitat der Eingangssituation der Villa Savoye von Le Corbusier. Das im Maßstab 1:1 von Feiersinger nach Plänen des Schweizer Architekten nachgebaute Konstrukt verweist auf die Abweichung des realisierten Gebäudes von der ursprünglichen Planung. Den weiteren Skulpturen, formal vorgeblich an Gebrauchsgegenständen wie Leiter, Schaufel, Zille oder Schaukelgestänge orientiert, sind die Antagonismen von Feiersinger ebenfalls bewusst eingeschrieben: durch deren Unmaßstäblichkeit und die erst auf den zweiten Blick sichtbare Dysfunktionalität. Die ästhetische Orthodoxie der Moderne unterminiert der Künstler auch in seinen Fotografien von Le Corbusier-Bauten, in denen Alterungsprozesse oder nachlässig abgestelltes Gartenwerkzeug nicht ausgespart werden. Die intelligente Anordnung der gezeigten Arbeiten mit zahlreichen Korrespondenzen zwischen den Objekten trägt außerdem wesentlich dazu bei, dass Kunst und Ausstellungsraum - eine Ikone moderner Architektur - in dieser Schau in einen ungewöhnlich intensiven, respektvoll-ironischen Dialog treten.

Rauminstallationen aus Wall Paintings, filmischen Elementen und Skulpturen mit zahlreichen Bezügen zu Dada, russischem Konstruktivismus, Op Art und Minimalismus schafft der Schweizer Künstler Philippe Decrauzat. Fast ausschließlich in strengem Schwarz-Weiß gehalten, überlagern sich in den Raumfluchten der Galerie Fragen von Wahrnehmungsverschiebungen und Bewegungsstudien zu einer "Verdichtung des modernen Sehens", visuell großteils durchaus überzeugend, wenn auch stellenweise theoretisch etwas überfrachtet.

Mehr Texte von Susanne Jäger

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Werner Feiersinger (Hauptraum); Philippe Decrauzat (Galerie, Grafisches Kabinett
29.02 - 13.04.2008

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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