Werbung
,

Albin Egger-Lienz: Solide ohne Zweifel

Albin Egger-Lienz macht es einem nicht leicht. Es fällt ebenso schwer, ihn zu lieben wie ihn zu hassen. Seine monolithischen Figuren, seine Raum-Zerstückelungen, seine Farbgebung: Das ist eigenwillig. Andererseits: Das furchtbar provinzielle Früh- und Mittelwerk, die allen möglichen Ideologien dienstbare Monumentalität, der drückende Katholizismus (dessen bildnerische Umsetzung die Kirche freilich bisweilen zum Eklat machte). Die groß angelegte Ausstellung im Leopold Museum – die Sammlung umfasst selbst rund 70 Gemälde und Grafiken, die ganze Schau rund 190 Exponate – versucht sich an einer Rehabilitierung Egger-Lienz‘ anlässlich dessen 140. Geburtstags. In der Nachkriegszeit, so ist es im Katalog nachzulesen, sei dessen Werk in Österreich sträflich vernachlässigt worden – aufgrund seiner Rezeption im Nationalsozialismus. Lange galt der 1926 Verstorbene als quasi posthumer Blut-und-Boden-Maler. Zwar wäre es verantwortungslos, Egger-Lienz in die Nazi-Ecke zu rücken. Seine Kriegs- und Soldatenmalerei transportiert denn doch mehr vom Leid als vom Heldentum der Vaterlandsverteidiger. Wenn jedoch im Katalog Vergleiche zu Otto Dix oder Max Beckmann angestellt werden, dann sind diese weit hergeholt: Während seine deutschen Kollegen Körper buchstäblich zerstückeln, bleibt bei Egger-Lienz der Mensch so gut wie immer intakt – bestenfalls ein paar dünne Blutflüsse rinnen den Körper hinunter. Und auch die Monumentalität, die geometrisch-dekorative Komposition vieler seiner Kriegsbilder ähnelt stilistisch vielem von dem, was später für die Große Deutsche Kunstausstellung produziert wurde; allerdings auch der Propagandakunst des Sozialistischen Realismus. All das klammert die Ausstellung selbst aus. Ihre thematische Hängung bewährt sich; gleichzeitig führt sie nolens volens vor, wie Egger-Lienz recht spät zu seinem eigenwilligen Stil gelangt ist: Nämlich erst, als er in die böse Großstadt Wien kam. Mit Vergleichsbeispielen etwa von Constantin Meunier oder Franz Defregger ist das gelungen, was man eine solide Ausstellung nennt. Diskussionsbedarf besteht dennoch nach wie vor.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Albin Egger-Lienz
15.02 - 29.05.2008

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: