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Gerhard Rühm - JETZT – arbeiten aus 6 jahrzehnten: plötzlich da weinte ein schatten

"vergewaltigt / auf die figur achten! / grössere betten werden in den nächsten tagen ausgeliefert". So hört es sich an, wenn Gedichte aus Schlagzeilen gebastelt werden. Gerhard Rühm tat dies, unter anderem in einer großen Montage aus dem Jahr 1972 - und er stellte gleich die entsprechenden Zeitungsausschnitte dazu. Während er sein maschingeschriebenes Headline-Amalgam als "Dichtung" tituliert, stehen die entsprechenden Fotografien plus Bildunterschriften für "Wahrheit". Und um die ist es, nun ja, nicht bestens bestellt: "Freut sich: Ella Pinkert" steht da etwa unter einer griesgrämig dreinblickenden alten Frau. Andererseits kombiniert Rühm Fotografien so, dass sie sich gegenseitig ad absurdum führen. Auch in anderen Arbeiten: Ein Strip etwa, den er so montiert hat, dass sich das Pin-Up an- statt auszieht - ergänzt von Fotos, die dessen laszive Posen beinahe unanständig konterkarieren: Ein brennendes Haus, aus dem ein Mensch in Flammen läuft, eine Greisin, deren Kopf vermessen wird. Es geht aber auch poetisch, etwa wenn Rühm aus Zeitungen ausgeschnittene Wörter montiert - die konsequente Kleinschreibung hatte man natürlich auch nach dem Ende der Wiener Gruppe beibehalten: "da weinte / auf dem schmalen geländer / plötzlich / da weinte / ein schatten". Nicht nur diese Montagen präsentiert die Ausstellung in der Galerie Christine König, sondern auch Rühms Musikstücke - und leere Notenblätter, auf die er mit krakeligen dicken Strichen Texte kritzelt wie: "Ich hüpfe durch das graue gras vollgekokst mit autogas". Seine späteren "Musikalischen Stimmungsbilder", für die er kitschige Covers von Musiknoten zerschneidet, können da nicht mehr mit. In seinen frühen Montagen jedoch entwickelte Rühm ein Bewusstsein für die Synchronizität von Bildern in einer medial durchwirkten Gesellschaft. Das Neben- und Gegeneinanderstellen von massenmedial vermittelten Images machte diese erst bewusst - und seine Arbeiten weit über ihren Zeitgeist hinausgehend relevant.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Gerhard Rühm - JETZT – arbeiten aus 6 jahrzehnten
18.01 - 01.03.2008

Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
Tel: +43-1-585 74 74, Fax: +43-1-585 74 74-24
Email: office@christinekoeniggalerie.at
http://www.christinekoeniggalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa 12-16h


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