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Kunst - eine Unperson öffentlichen Rechts

Weit und breit keine Hemmschwelle mehr. Jeder darf, jeder muss seinen Kommentar über Kunst abgeben. Jede Woche zwei neue Kunstfachbücher von selbst ernannten Kunstfachfrauen und Kunstfachmännern. Banken gründen Kunstinvestmentfonds und Friseure erklären ihren Kundinnen die zeitgeistige Dauerwellenkunst. Da werden Werke von Künstlern kurzfristig zu Superkunstwerken hochgeschrieben, da werden Künstlerinnen (ziemlich selten) - und Künstler (deshalb ziemlich häufiger) im Eiltempo boulevardisiert, da werden deren Preise als marktkonform hochgejubelt und zwangsläufig globalisiert. Da wird ihre Arbeit zuerst originalisiert, dann wertgesteigert, bergauf marktberichtigt, intensiv inhaltszertrottelt und möglichst schnell wieder medienmarginalisiert. Denn der nächste Superstar von einem möglichst noch nicht so richtig entdeckten Kunstmarktkontinent benötigt bereits den Platz seines Vorgängers. Bei den Medien, Galerien, Kunstmessen, Sammlern, Investoren, Museen. "Ich lach mich immer tot, wenn ich lese, das ist jetzt der größte deutsche Fotograf - ein Name, den man vor 14 Tagen noch nicht gehört hat". (Werner Spies). Und ich lach mich noch toter, wenn mich ein Kurator nach einem Jahr verunsichert fragt - "wie heißt der?" Ich wünsche Frohe Weihnachten. Lassen Sie sich von Ihren Freunden nicht "Gesucht:Kunst" von Wolfgang Ullrich schenken. "Was ist gute Kunst" von Wolfram Völcker ist auch nicht das Kunstgelbe vom Ei. Und "Aus dem Maschinenraum der Kunst" von Falckenberg kann man auch nur lernen, wie Entsorgungslager von Großinstallationen aussehen könnten. Vielleicht versuchen Sie während der Feiertage, einen Eröffnungstag im Palais Liechtenstein zu ergattern. Und sehen sich die Sammlung Borromeo an. Da relativiert sich dann vieles.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Kunst - eine Unperson öffentlichen Rechts
Ingrid Neuwirth | 18.12.2007 07:21 | antworten
Es ist uns klar, dass Kunstmarkt nichts mit Kunst gemein hat, aber es sind die Journalisten, die der Motor sind und das Ringelspiel in Gang halten. Künstler gibt's wie Sand am Meer, und ich bin das berühmte Sandkorn. Die Frage, "was ist Kunst" interessiert mich,als Ausübenden, nicht im geringsten, da ich sowiso nur das tun kann, was ich halt kann. Diese Frage ist nur für " Geldanleger" von Interesse, und daran sieht man wie schief alles läuft. Wahrscheinlich werden Geldanleger im Kunstmarkt auch nicht mehr hinein gelegt, als wie an der Börse! Schöne "Markt freie " Feiertage! Ingrid Neuwirth Kunstwerkstatt Strenningerhof Marktplatz 3 2380 Perchtoldsdorf 01/ 865 9773 www.kunstwerkstatt.com www.druck-werk.org

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