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Luca Vitone - Überall zu Hause: A capella als kulinarische Soundpolitisierung

Im O.K. Centrum für Gegenwartskunst ist der italienische Künstler Luca Vitone, der sich durch einladende Titel wie "Überall zu Hause" programmatisch gegen Fremdenfeindlichkeit und Ängste schürende nationalistische Übergriffe wendet, gern gesehener Gast. Bereits 1999 präsentierte er hier seine Klanginstallation "Sonorizzare il luogo (Vertonung des Ortes)" (1989-1993), welche durch eine Soundabfolge verschiedener ethnischer Musikrichtungen mit gefährdeten Ausdrucksformen europäischer Minderheiten konfrontiert und gegen globalisierende Verdrängungsstrategien Alarm schlägt, wie erneut anlässlich der aktuellen Personale hör- und sichtbar wird. In der Ausstellung "Überall zu Hause" spielen umstrittene - Gesellschaftsumstrukturierungen thematisierende und zunächst längst überholt wirkende Begriffe wie "Heimat" oder "kulturelle Identität" im Zusammenhang mit deren territorialen, geografischen oder sozialen Verankerungen das Ausgangsmaterial. In Luca Vitones Installationen oder Videos werden sie auf ihre nachhaltigen Wirkungen durch Sprache und Bildsymboliken befragt. In der Installation "Nulla da dire solo da essere (Nichts zu sagen, nur zu sein)" (2004) werden Flaggen ihrer nationalen, Territorialmacht beanspruchenden Symbolik entledigt. Seit 1996 verwendet Luca Vitone Fahnen - meist in schwarz mit roter Umrandung oder Schrift. In "Nulla da dire solo da essere" (2004) wird die schwarze Fahne der anarchistischen Bewegung unter anderem mit dem roten Rad der Roma - ein aus dem Hinduismus stammendes Lebenssymbol - zu einer Symbolik der Projektion von nomadischer Existenz verbunden. Von anderen Kunstprojekten des kulturellen und kartografischen Mappings unterscheidet sich Luca Vitones Methode dadurch, dass sie sich nicht auf eine Dokumentation sozialer Dynamiken beschränkt, welche Lebensräume infolge von Mobilisierung, Globalsierung und Europäisierung erfassen, sondern Kunstpraktiken anwendet, welche ausgrenzende Strategien konterkarieren. Bereits der Politikwissenschaftler Benedict Anderson bezeichnete in seiner Publikation "Imagined Communities" Landkarten, Flaggen, Hymnen und Währungen als Artefakte der Imagination, welche aus politischen Fiktionen die Herstellungen von Gemeinschaft als Nation betreiben. Insofern wirft Luca Vitone durch seine Serie "Carte Atopiche" (1988-2004) in der er Stadtpläne reproduzierte und Ortnamen weglöschte ebenso die Frage auf, inwiefern Nationalismen und Territorien durch "Psychogeografien" mitgestaltet werden. Trotz konzeptueller Hartnäckigkeit ist Luca Vitone ein Genussmensch, bezieht kulinarische Aspekte in seine Analyse der Marginalisierungsprozesse ein und lädt anlässlich seiner Projekte zum Essen und Feiern ein. Das Video "La Nuova Miganego" (2005) befasst sich mit dem Genueser A capella Chor La Squadra. Anlässlich seiner Finissage in Linz präsentiert Luca Vitone das Video- und Soundprojekt "Trallalero in the Kitchen - live at OK", das er als Artist in Residence im OK produzierte. Der Film porträtiert den Genueser A capella Chor La Squadra und ist gleichzeitig eine Einführung in die Genueser Küche. 80 Ausstellungsbesucher kamen dabei in den Genuss der Kochkunst von Gianni Villa.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Luca Vitone - Überall zu Hause
23.11.2007 - 03.02.2008

OK Linz
4020 Linz, OK Platz 1
Tel: + 43 732 7720-, 52502
Email: info@ooelkg.at
http://www.ooekultur.at
Öffnungszeiten: Di, So, Fei 10-18 h


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