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Mit 50 Filmen stellen die Dokumentationen einen durchaus beträchtlichen Teil der 45. Viennale dar. So erfreulich bunt gemischt die Beiträge sich sowohl inhaltlich als auch geografisch bei erster Durchsicht die darbieten, über ein Drittel kommt aus den USA und Afrika ist ausgeblendet. Sichern Sie sich rasch eine der Restkarten von RUBLJOVKA - Straße zur Glückseligkeit. Irene Langemann, gebürtig aus der UdSSR, gibt höchst kontrastierende Einblicke in jene Straße, die von Moskau gen Westen führt und in der Putin ebenso wie berühmte Musiker und neue Geldeliten wohnen. Man frönt der Zobel-Therapie und anderen luxuriösen Geschäften und Zeitvertreib. Die lokale (arme) Bevölkerung wird kontinuierlich verdrängt, ihre Wohnstätten im Extremfall "heiß abgetragen". THE LAST LUMBERJACKS. Dramatik, Spannung und eine eigenwillige, verhaltene oder brachiale Schönheit steckt in diesen 90 Minuten, in denen uns Yu Guangyi in das Leben der letzten Holzfäller der chinesischen Provinz Heilongjiang, seiner Heimat, entführt. Die Mächtigkeit der Holzstämme, Schnee, eisige Kälte, die Kraft der Zugpferde, Zusammenhalt, Heiterkeit, Härte, Tod und Rituale bilden den Rahmen ihrer Existenz in einer schier übermächtigen Natur. - Nicht von ungefähr ist dieser Film einer der 12 Propositions (Empfehlungen aus Neuproduktionen) von Festivalleiter Hans Hurch. Damit hatten sie nicht gerechnet: Mit den Fremden und deren Geld. THE UNFORESEEN handelt von Austin, Texas und Barton Springs, das eine Oase, für manche sogar eine Heil- oder heilige Quelle war, noch vor 20 Jahren. Regisseurin Laura Dunn geht diesem Kampf zwischen Bauunternehmer und Umweltschützern (unter ihnen Robert Redford) nach. Eine negative Erfolgsstory, bei der George W. Bush die Weichen stellte und die generell zum Nachdenken über aktuelle Lebensstile und die Unwiederbringlichkeit zerstörter Natur anregt. Ein Mensch und sein Werk - FRITZ LANG, aus der Reihe "Deutsche Lebensläufe". Der 45 Minuten-Film ist wie ein wie aus einem Guß, präzis, essentiell, dem Wesen Langs entsprechend von Artem Demenok durchinszeniert. Noch mehrere klingende Namen können ins Kino locken, Dokumentationen über Künstler wie Marlon Brando, John Lennon, Lou Reed u. a., aber auch über die Persönlichkeit Simon Wiesenthal und Evo Morales - und Hermes Phettberg (ein Kurt Palm-Film). Unter den biografischen Dokumentationen zählt sicher AND THEREAFTER II zu den berührendsten durch das späte Geständnis eines Ehegeheimnisses, das die Südkoreanerin Ajuma über ihre Verbindung mit einem US-Soldaten lüftet. Außergewöhnlich, ja einzigartig durch seine Bildsprache ohne Ton - und vielleicht allein deshalb wert, sich auf diese Eindrücke sich einzulassen - ist der Film AT SEA. Tatsächlich läßt Peter Hutton die Containerschiffe, all die Arbeiten mit Maschinen, Staplern, Kränen, aber auch das Meer absolut lautlos über die Leinwand gleiten, keine Geräusche, kein Kommentar, wie hermetisch abgeschlossen. Und Menschen nehmen sich in dem Szenario wie Ameisen aus. Ähnlich abstrahierend und puristisch geht Heinz Emigholz mit der Architektur Rudolf Schindlers um. 40 Bauwerke, entstanden in den Jahren zwischen 1921 und 1952, werden mit statischer Kamera, menschenleer festgehalten, Wind darf durch Sträucher und Bäume wehen, Katzen putzen sich, sonst angespannte Konzentration auf die Formen von SCHINDLERS HÄUSER. Schräge Themen, politische Hinterfragungen, insistierende Filmemacher sind im Programm. Herausgegriffen auch noch der Film von Maria Ramos JUIZO (Behave; Benimm dich), eine Untersuchung über das brasilianische Justizsystem. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.
Mehr Texte von Aurelia Jurtschitsch

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