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Projektion: Stilles Drama

An Wochentagen herrscht in den Räumen des Lentos - wenn nicht gerade Schülergruppen hereinbrechen - meist beschauliche Stille. Schön für Besucher auf der Suche nach Kontemplation, schlecht für die Besucherstatistik des Museums. Dabei sind gerade hier derzeit vier tatsächlich - weitgehend - empfehlenswerte Präsentationen zu sehen: Eine Haus-Rucker-Retro, eine Personale der Otto-Mauer-Preisträgerin Ursula Mayer, eine spannende Neuaufstellung der Sammlung durch KünstlerInnen sowie die Ausstellung "Projektion", kuratiert von Susanne Neubauer (Kunstmuseum Luzern), die zum Großteil Diaprojektionen zeigt. In der gedämpften Atmosphäre der Ausstellung lässt sich bloß manchmal ein Klacken vernehmen, dann hört man wieder VALIE EXPORT sprechen - in der Aufnahme ihrer Performance "Cutting", wo Peter Weibel zur Projektionsfläche wird, das Surren der Arbeit "Son et Lumière (Le rayon vert) von Peter Fischli/David Weiss - auf einer Platte dreht sich ein billiger Plastikbecher, der von einer Taschenlampe beleuchtet wird und so zarte Gespinste an die Wand zaubert. Gleich daneben hängen die Fotos von Fischli/Weiss, auf denen sie die Lichtspuren von "Surrlis" (schwyzerdütsch für "Kreisel") zu exakten kreisförmigen Mustern komponiert haben. Andere Arbeiten beschäftigen sich mit dem Medium selbst, wie etwa Dan Grahams "Project for slide Projector": Aufnahmen von einem leicht spiegelnden Glaskubus sind so übereinander projiziert, dass eine perspektivische Ansicht entsteht - die sich als trügerisches Konstrukt erweist. Oder, etwas langweiliger, Ryan Gander mit seinen abgeklebten Diarahmen, pathetischer Cornelia Parker, die Staub - angeblich aus der Couch von Sigmund Freud - an die Wand wirft. Zum Schluss purzeln in Paul Chans Projektion in Form eines Kirchenfensters Menschen vom Himmel. Die Stille des Ausstellungsraumes gewinnt durch diese aufgeladene Arbeit - wer denkt hier nicht sofort an Nine-Eleven? - plötzlich an Dramatik. Dem Lentos sind dennoch mehr Besucher zu wünschen.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Projektion
28.09.2007 - 13.01.2008

Lentos Kunstmuseum Linz
4020 Linz, Ernst-Koref-Promendade 1
Tel: +43 70 7070 36 00
Email: info@lentos.at
http://www.lentos.at
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr


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1 Posting in diesem Forum
mehr besucher !
v.bucher | 17.12.2007 11:18 | antworten
was erhöhung des besucherstroms angeht, so ist dies stella rollig vorgänger peter baum auch nur anhand von "griffigen" austellungen wie zb über "toulouse-lautrec" einigermassen gelungen. laut "besucherstromanalyse" kamen diese aber auch mehrheitlich nicht aus linz u. umraum, sondern anderen bundesländern u. d. nahen ausland. so ist stella rollig eine ebenso schwierige wie leidvolle aufgabe beschieden, wie ihrem vorgänger - nämlich die der "hochkulturisierung" weiterer teile der binnenbevölkerung.

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