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Anna Oppermann - Ensembles: Teilchenbeschleuniger

Adrian Piper, Martha Rosler, Mary Kelly: Eines der Verdienste der Generali Foundation unter der Leitung von Sabine Breitwieser war es, in Österreich zu Unrecht unterrepräsentierte Künstlerinnen in sorgfältig kuratierten Personalen vorzustellen. Dass diese Tradition angesichts der unseligen Fusionierung mit der Bawag Foundation im ebenso unselig betitelten "Foundation(s)quartier" fortleben wird, ist zu bezweifeln. Als letzte von ihr initiierte Ausstellung in der Generali Foundation präsentiert die scheidende Direktorin nun Ensembles von Anna Oppermann (1940-1993) - auch sie eine hier zu Lande noch unzulänglich bekannte Künstlerin, die auf ihre Kunst schon das Prinzip eines obsessives Messietums anwendete, als Jonathan Meese noch unter den Ungeborenen weilte. Vergleichbar sind die beiden dennoch bestenfalls auf einzig dieser Ebene. Oppermanns Ensembles, versponnene, dichte, komplexe Installationen, tragen mehr Intellektualität, Philosophie und Selbstreflexivität in sich als Meeses Arbeiten. In bühnenartigen Situationen arrangiert sie Gemälde, Zeichnungen, Fotos - häufig von anderen, vorhergehenden Präsentationen ihrer Ensembles, in denen sich meistens irgendwo in der Ecke Altäre aufbauen, auf denen liebevoll Fotos, kleine Zeichnungen, Zeitungsausschnitte, Objekte präsentiert werden. Thematisch kreisen die Installationen um den Spiegel, um das Mäandern zwischen Sein und Schein, um pathetische Gesten, die sowohl eine gewalttätige Handlung als auch das Malen darstellen könnten, um die Rezeption ihrer Arbeiten und um Sexualität. Zwischen den zahllosen Teilchen ihrer Ensembles spinnen sich Fäden, und häufig kehren einzelne Motive wieder - wie etwa jenes Bild eines Körpers, der von der Position der eigenen Augen aus gesehen wird, das an Ernst Machs Skizze in seiner "Analyse der Empfindungen" erinnert. Trotz ihrer scheinbaren Versponnenheit sind Oppermanns Welten gegenwartsbezogen, haben nichts Eskapistisches. Man verliert sich dennoch gerne darin, auf der Suche nach dem Verhältnis des vielleicht nur imaginierten Eigenen zum Fremden.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Anna Oppermann - Ensembles
27.09.2007 - 27.01.2008

Generali Foundation
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 15
Tel: +43 1 504 98 80, Fax: +43 1 504 98 83
Email:
http://foundation.generali.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Do 11-20, Sa, So 11-16h


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