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Moskau - sputnik aktuelle kunst aus moskau: Schräg im Keller

Irgendwie glaubte man Ausstellungen wie jene bei hilger contemporary bereits überwunden. Spätestens bei der documenta nämlich sah man, dass Kunst aus dem ehemaligen Ostblock endgültig vom westlichen Betrieb absorbiert wurde. Wenn nun eine Galerie ausschließlich Kunst aus Moskau zeigt, dann wirkt das zunächst einmal tatsächlich obsolet. Kurator Bernhard Wolf hat nicht unbedingt sowas wie eine "Szene" im Auge, sondern einzelne Kunstwerke stehen schlicht für sich. Aber auch damit offenbart sich einiges. Interessanterweise hat man sich etwa bei der Hängung dafür entschieden, ausgerechnet jene Arbeiten, die etwas schräger, etwas eigenwilliger sind, in den Keller zu verbannen. Im Erdgeschoss dagegen: Maria Pogorzhelskajas brav gemalte Porträts von Frauen mit kosmetischen Gesichtsmasken, die sich über jedem Wohnzimmersofa gut machen sowie zwei überdesignte, interaktive Fernsehscreens von Aristarkh Chernyshev, die auch in einer Ars Electronica der frühen 1980er-Jahre ihren Platz gefunden hätten, dazu die machistisch aufgeladenen, comicartigen Romanzen zwischen einer Sexbombe und einem Roboter von Kyril Rubcov - die sich jedoch im Untergeschoss fortsetzen. Erst dort wird es richtig spannend - mit den überbordenden, bunt-naiven Zeichnungen der schon wieder legendären Bronislava Anatolevna Dubner, die einmal mehr die noch immer beliebte These widerlegt, dass "Outsider Art" ein männliches Territorium darstellen sowie den Tableaus von Alexander Petlura, die eine eingehende Beschäftigung wert sind: Stets im selben Raum stellt der Künstler vielfigurige Szenerien aus der Geschichte Russlands nach; für Ausstattung und Kostüme verwendet er allerlei Liegengebliebenes von Moskaus Straßen - und natürlich kann so etwas nicht ganz bierernst abgehen: Pathetische Gesten verwandeln sich in Petluras Enactments in Witz und Subversion. Allein die merkwürdige Hängung zeigt: So selbstverständlich und gegessen, wie man angesichts internationaler Großausstellungen vermuten könnte, scheint das alles doch noch nicht zu sein.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Moskau - sputnik aktuelle kunst aus moskau
30.08 - 28.09.2007

hilger contemporary
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43-1512 53 15, Fax: +43-1-513 91 26
Email: contemporary@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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