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Jörg Sasse - d8207: Kein Fenster zum Hof

Containerschiffe auf dem Rhein, Fußgängerunterführungen, aufgereihte Bügeleisen im Schaufenster, Straßenkreuzungen, Architekturpartikel vor bewölktem Himmel. All das sollen nur Skizzen sein. Die 131 mittelformatigen Fotos, die meisten davon bunt und nur wenige in Schwarzweiß, sind Material zweiten Grades. Denn zuerst war die Stadt. Die moderne Großstadt, die Jörg Sasse in lapidaren Ausschnitten und grandioser Beiläufigkeit seinem Fotografenauge gefügig gemacht hat. Erst dann werden diese Bilder weiterverarbeitet, Details werden extrahiert und Pixel werden neu montiert. Die Montage, schrieb Peter Bürger in der Theorie der Avantgarde, "setzt die Fragmentierung der Wirklichkeit voraus und beschreibt die Phase der Werkkonstitution." Weil sie die zerborstenen Stadtfragmente als vergangene Wirklichkeit begreift, die mit einer künstlerischen und künstlichen aufeinander treffen soll, ist Sasse auch kein postmoderner Heimatfotograf. Obwohl seine Düsseldorfer Arbeiten aus den letzten 25 Jahren die Stadt faszinierender porträtieren als Die Toten Hosen, Jörg Immendorff, die DEG und neoliberales Stadtstandortkultursponsoring zusammen es vermöchten. Montage: Mit Hilfe der klassischen Technik der klassischen Moderne, mittlerweile längst zum Standard zeitgenössischer Fotografie geworden, erstellt Sasse so genannte "Tableaus". Zwölf dieser Großformate verwirren den Betrachterblick. Denn dieser trifft auf vertraut Wirkendes, das sich bei näherer Betrachtung verschließt, grobkörnig wird und als pures Konstrukt erweist: Zweige vor einem Gebäude ("3649") oder vor Landschaften ("4048", "4898"), zwei Burgtürme zwischen Himmel und Erde ("4744"), ein Zirkuszelt in voller Beleuchtung ("2572"). Die kitschige Wirklichkeit lässt sich allerdings auch durch Täuschung verdoppeln. Von den mit Nummern betitelten Tableaus überzeugt vor allem "2697", zwei leicht versetzte Fenster zum Hof, sonnenbestrahlt und flankiert von Abwasserrinne und den Dachziegelandeutungen im oberen Bilddrittel: Hier bleibt der Blick auf der Oberfläche gefangen, kein rein, kein raus, ist das noch schön? Auf jeden Fall auch den Skizzen am ähnlichsten.
Mehr Texte von Jens Kastner

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Jörg Sasse - d8207
02.06 - 12.08.2007

Museum Kunstpalast
40479 Düsseldorf, Ehrenhof 4-5
Tel: +49 211 566 42 100
Email: info@kunstpalast.de
https://www.kunstpalast.de
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-21


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