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Uwe Jäntsch: WW1 - MWSt: Was Räume erzählen

Das verfremdete Logo einer bekannten Lebensmittelkette auf der Eingangstür der Galerie Engelhorn bildet das Entrée in Uwe Jäntschs eigenwillige Welt der Zeichen und Symbole, die sich aus einem Fundus quer durch die Geschichte des Abendlandes bedient. Als Eyecatcher hängt im Schaufenster eine surreale Pappkartonmaske, die der 32-jährige Uwe Jäntsch für seine donnerstäglichen Performances verwendet. Zur \Fin-is sage\ vom 10. bis 12. April 2002 wird er 61 Stunden Nonstop in dieser Maskerade im Schaufenster ausharren. Das Innere der Galerie gleicht einem Kuriositätenkabinett, in dem überarbeitete Fotografien, Collagen und Objekte aus vergangenen Projekten präsentiert werden. Den Ausgangspunkt der Bildfindungen von Uwe Jäntsch bilden zum Teil alte Negativglasplatten aus dem Bürgerhaus in Bregenz. Das geschwätzige Bilderarchiv wird durch das Hinzufügen von Phrasen wie ?Alkoholiker? desavouiert. In den Photoplatten macht Uwe Jäntsch durch eingeritzte Linien den Akt des Sehens im Bild selbst sichtbar. Dabei beschwört er den mittelalterlichen Glauben vom Auge als Tor zur Seele und vom materiellen Fluidum zwischen BetrachterInnen und Objekt erneut herauf. Neben diesem Hang zum Metaphorischen wirken die unzähliger Heiligenbilder, die an die Wand affichiert sind, wie der missglückte Widerstand gegen eine mediale Hysterie. Die obsolete Transzendenz des Religiösen wird hier dem inneren Terror des funktionierenden Systems gegenübergestellt. In seinen gemalten Bildern hingegen forciert Uwe Jäntsch durch morbide Motive die Expressivität. Eine zentrale Rolle spielt das an David Lynchs Film Eraserhead erinnernde Moment des Unheimlichen, das sich in Gestalt eines Wurms aus einem Hochzeitspaar schält. Im Untergeschoss entsteht währenddessen eine Installation, die Uwe Jäntsch in Anschluss an seine Projekte in Bregenz, Palermo und Hamburg als den 23. Raum bezeichnet. Hier finden jeden Donnerstag um 20.15 Uhr zu Beginn des Hauptabendprogramms Performances mit freiwilligen KanditatInnen statt. Das Spiel dreht sich unter anderem darum, das eigene Ego freizusetzen und über einen Mangel an Egomanie kann sich heute gewiss keiner beklagen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Uwe Jäntsch: WW1 - MWSt
20.02 - 12.04.2002

Engholm Engelhorn Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 3
Tel: +43 1 512 79 40 - 20, Fax: +43 1 512 79 40 - 11
Email: office@klausengelhorn.com
http://www.engholmengelhorn.com
Öffnungszeiten: Di 11 - 20, Mi - Fr 11 - 19 u. n. Vereinbarung


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