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Central Europe Revisited I: Ausschnitt vom Zentrum

Ein neuer Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst im kulturerprobten Ambiente des Schlosses Esterházy in Eisenstadt startete diesen Sommer ein ambitioniertes Pilotprojekt: Kunst aus Kroatien, Ungarn, der Slowakei und Österreich wird in 22 Positionen von Lóránd Hegyi als Kurator konzertant vorgeführt. Dafür wurde die Sala Terrena, die einen Durchblick in den englischen Garten mit Leopoldinentempel freigibt, zweckdienlich adaptiert, die Spuren der Zeit nicht übertüncht. Bei den Österreichern durchaus ein Wiedersehen mit Bekannten: Bussmann, Renner, Schlegel, Weissenbacher und Zogmayer. Die Geburtsjahrgänge aus den 70er Jahren, die bei den Nachbarländern weit überwiegen, sind kommentarlos nicht vertreten. Schade. Eine Begegnung auf gleicher Augenhöhe wäre spannend gewesen. Immerhin wird diese junge Generation der Künstler Mitteleuropas im Katalogtext von Lóránd Hegy dahingehend charakterisiert, dass sie sich - anti-hierarchisch und anti-monumentalistisch - auf Mikro-Realitäten und Mikro-Situationen ihres eigenen Umfeldes und Selbstverständnisses beziehen und dementsprechend ihre individuellen und intimen Mikro-Narrationen künstlerisch umsetzen. Kunst-fu nennt Erik Binder (SL) seine Bildwelten, in Videos eingefangen. Beispielsweise werden da zwei, drei hauchdünne Plastiksäckchen spielerisch und doch hochkonzentriert durch die Luft jongliert, in Schwebe gehalten, die Bewegungen ähneln den Haltungen beim Schattenboxen. "...träge die Kreativität wie einen Ball herumgehen lassen..." soweit das Statement des Künstlers. Marek Kvetán (SL) schuf unter dem Titel "Die Andere" einen ganzen Zyklus manipulierter Landkarten, stellt Fixiertheiten in Frage. In der Sala Terrena stellt er schließlich die Welt auf den Kopf: Der dominante Norden sackt in den Süden ab. Eine kontrastierend reizvolle 2 Kanal-Video-Installation lieferte Renata Poljak (HR). Während ein Video akustisch den Raum beherrscht, fasziniert die Video-Sequenz "Ruta and the Monument" mit der Anmut eines Prinzessinnen-Fußes und dem Prickeln einer Berührung in lautloser Unterwasser-Schwerelosigkeit. Sie erzählt die Geschichte der Ruta Tannenbaum, die unsichtbar sein wollte, was gelang - bis auf das zarte Füßchen. Ganz andere Geschichten schildert Tomislav Buntak (HR), die Sehnsucht des Menschen nach dem Paradies, die Suche nach Gott und ein pures Menschsein wird in seinen heiteren Szenerien (Bright Scenes) veranschaulicht und ausgemalt. Zsuzsa Moizer (HU) zaubert in ihren Aquarellen sensible Befindlichkeiten aufs Papier, wobei das Wässrig-Verschwimmende den psychischen Anteil der Inhalte noch unterstreicht. Attila Adorján (HU) wartet mit einem realistisch inszenierten Bildvokabular auf. Sein Blick fällt auf ganz unterschiedliche Lebenssituationen: Urlaub in Ost-Deutschland, Gesundes Leben, Kartoffel-Klauberinnen. Es sind gleichsam Momentaufnahmen - und "das Gemälde vergrößert den Moment", sagt Adorján. Von Goran Petercol und Dubravka Rakoci (HR), Tamás Trombitás (HU), ebenso wie Leo Zogmayer (A) - Vertreter der älteren Künstlergeneration - wurden plastische, z.T. installative Arbeiten ausgesucht, die analytischen und post-konzeptuellen Charakter haben. In dieser Kunsttradition stehend kann man auch abstrahierende, geometrisierende Arbeiten von Ivana Franke (HR) und dem Duo XYZ (SL) sehen.
Mehr Texte von Aurelia Jurtschitsch

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Central Europe Revisited I
16.07 - 04.11.2007

Schloss Esterházy
7000 Eisenstadt,
Tel: +43-2682-719-3112, Fax: +43-2682-719-3113
Email: management@schloss-esterhazy.at
http://www.schloss-esterhazy.at
Öffnungszeiten:


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