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Mahjong - Chinesische Gegenwartskunst aus der Sammlung Sigg: Kein globaler Mainstream ...

Während Peking im Smog der Abgase von 3 Millionen Autos versinkt, erhebt sich die Ausstellung "Mahjong, Chinesische Gegenwartskunst aus der Sammlung Sigg" im Museum der Moderne am Mönchsberg über die Stadt Salzburg. Bereits aus der Ferne blinken rot wie Leuchtsignale an die Museumsfassade gemalte chinesischen Schriftzeichen entgegen. Während die Kunstszene in China nach wie vor bei öffentlichen Auftritten Zensuren als Folge der Darstellung von Nacktszenen oder durch Kritik an der offiziellen Politik riskiert, liefert die Sammlung Sigg unter anderen einen Streifzug quer durch die mit Gewalt, Tod und Exzessen sich konfrontierende aktuelle chinesische Performance-, Foto- und Installationskunst. Die 1500 Werke umfassende Sammlung von Uli und Rita Sigg tourt mit einer Auswahl von 300 Werken von 100 KünstlerInnen wie Lin Tianmiao, Zhang Xiaogang, Yin Xiuzhen, Zhang Huan, Shen Shaomin, Shi Jinsong, Huang Yan und Yang Shaobin erfolgreich und wird nach Stationen im Kunstmuseum Bern (2005) und der Hamburger Kunsthalle (20006/07) nun ergänzt durch Neuankäufe auf drei Etagen in einem Überblick präsentiert. Bereits im Titel "Mahjong" wird das Spiel der Widersprüche clever auf die Kombinationsmöglichkeiten eines chinesischen Brettspiels übertragen und damit jede klare Positionierung umgangen. Beginnend vom Sozialistischen Realismus wird durch ein breites Spektrum von Themen wie Ikonen der 1970er Jahre, die Avantgarde 1979-1989, Mao Mythos und Mao Pop, Gesellschaft und Individuum, Stadt und Land, Familie und Politik der Bogen zu den heutigen Konsumwelten gespannt. Die Mao-Ära hat nicht nur durch die Kulturrevolution und ihr brutales Vorgehen gegenüber Intellektuellen ihre traumatisierenden Spuren hinterlassen. Als einer der führenden Vertreter des Polit-Pops gilt Wang Guangyi, der die politische Propagandamaschinerie Maos mit den Glücksverheißungen westlicher Marketingstrategien konterkariert. Während die Vertreter des Zynischen Realismus wie Yue Min Jun mit seiner Armee von grinsenden erstarrten Grimassen auf die dramatischen Ereignisse am Tianamen-Platz 1989 reagiert. Fragen zur Auslöschung von Identität durch Geschichte und konformistische Zwänge reflektiert auch Zhang Huan in seiner Fotoserie. Der Maler Fang Lijun schaffte es 1993 durch seinen Zynischen Realismus für die Story "That Could Free China" auf das Cover der New York Times. Doch in der Zwischenzeit hat sich vieles verändert. Neben drastischen Bildern der Provokation durch das Einbeziehen von menschlichen Leichen oder von in Schönheitskliniken abgesaugten Fett konfrontiert das junge Künstlerpaar Sun Yuan und Peng Yu in seinen Installationen und Fotografien damit, dass Anforderungen zur Exzentrik, Gewaltbereitschaft und Brutalität im chinesischen Alltags- und Kunstleben steigen. Xiao Yu schockt mit Fragen der Ethik, Gentechnik und gesellschaftlichen Regeln, indem er lebendige Mäuse zusammenoperiert. Die Künstlerin Chen Lingyang hingegen bemalt Seidenpapier mit ihrem Menstruationsblut und beklagt den Verlust und die Bedrohung der Intimwelt durch die Hektik des modernen Lebens. Während Weng Fen als Konstante in seinen Fotografien Mauern aufgreift, die das urbane Leben und die damit verbundenen Hoffnung vom Landleben trennen. Uli Siggs eigene Karriere ist ebenso abwechslungsreich wie seine Sammelleidenschaft und reicht vom Wirtschaftsjournalisten über seine Rolle als Schweizer Botschafter in China bis zu seiner Funktion in der China Development Bank oder beim Bau des Olympia-Stadions Beijing und seiner Mitgliedschaft beim internationalen Beirat der Tate Gallery London und im Museum of Modern Art New York. Von dem nach seinem publicityträchtigen Projekt der 1001 Chinesen bei der documenta 12 wohl derzeit berühmtesten chinesischen Künstler Ai Weiwei wurde Uli Sigg 2004 lebensgroß als ein auf der Stiege sitzender Zeitungsleser täuschend realistisch in Polyester gegossen. Vom Künstler Pu Jie wird Dr. Sigg als Bildikone zur ironischen Reinkarnation Maos und von Zhou Tiehai, der ansonsten Placebos von kunsthistorisch relevanten Gemälden mit Kamelen bevölkert, in Airbrush verewigt.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Mahjong - Chinesische Gegenwartskunst aus der Sammlung Sigg
22.07 - 11.11.2007

Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg
5020 Salzburg, Mönchsberg 32
Tel: +43 / 662 / 84 22 20-403, Fax: +43 / 662 / 84 22 20-700
Email: info@mdmsalzburg.at
http://www.museumdermoderne.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi 10-20 h


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