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Angelika Kauffmann - Ein Weib von ungeheurem Talent: Gelebter Feminismus

Noch vor kurzem mutete die Präsentation der Werke von Angelika Kauffmann im Vorarlberger Landesmuseum nahezu skurril an: Ins oberste Stockwerk hinaufgestiegen, fand man den weltweit größten Bestand ihrer Arbeiten teils im hintersten Winkel verbannt auf Stellwänden aufgehängt, die heutzutage nicht einmal mehr ländliche Sparkassen für Hobbykünstler-Ausstellungen verwenden würden.

Umso erfreulicher daher, dass nun, zum 200. Todestag der Künstlerin, eine Personale Gemälde und Grafiken aus dem Bestand mit Leihgaben zusammenführt und so einen längst überfälligen Einblick in Werk und Leben Kauffmanns gibt - in Kooperation mit dem Kauffmann-Museum in Schwarzenberg, in dem man sich eher auf ihre hier etwas gar zu häufig betonte Beziehung zum Bregenzerwald konzentriert.

Eine gewisse Berechtigung kann man den lokalen Besitzansprüchen an Kauffmann, die sich nur kurze Zeit in Schwarzenberg aufhielt - zog es sie doch zeit ihres Lebens mehr in die europäischen Metropolen - dennoch nicht absprechen: So porträtierte sie sich bereits im Teenie-Alter in der Bregenzerwälder Tracht, selbstbewusst mit Staffelei und Pinsel posierend. Aufgewachsen in Chur, ging Kauffmann, nach einem Vorarlberg-Intermezzo, bald nach London, danach nach Rom - als Tochter eines Wandermalers war sie das Reisen von klein auf gewohnt. Die Ausstellung vollzieht im wesentlichen diese Stationen nach, präsentiert Kauffmann als „vielleicht kultivierteste Frau Europas“ (Herder) mit nicht ganz so erfülltem Liebesleben - selten ist von Kompositionen oder Stil die Rede in den recht spärlichen Saaltexten, dafür wartet man mit zweifelhaften Aussprüchen ihrer Zeitgenossen auf, die sich über Kauffmanns Aussehen mokieren.

Dabei ist Kauffmanns Werk nicht weniger spannend als ihr unkonventionelles Leben: Auch wenn sie vielleicht nicht die Kunst ihrer Zeit revolutioniert hat, so war sie doch weit mehr als eine talentierte Auftragsmalerin, fand häufig ungewöhnliche Formulierungen - wie etwa in ihrem Porträt des Schauspielers David Garrick, der sich über eine Stuhllehne dem Betrachter zuwendet. Hier, in ihrer durchdringenden Porträtkunst, lag auch Kauffmanns Stärke. Die Idealisierung, auf die sie dabei meist verzichtete, findet sich jedoch in bisweilen recht süßlichen Interpretationen mythologischer Themen - häufig bevölkert von blumenumkränzten, trauernden, sehnsüchtigen Schönheiten. Kauffmann, so zeigt sich, propagierte keinen Feminismus. Sie lebte ihn.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Angelika Kauffmann - Ein Weib von ungeheurem Talent
14.06 - 05.11.2007

Vorarlberg Museum
6900 Bregenz, Kornmarkt 1
Tel: +43 4474 460 50 16, Fax: +43 4474 460 50 20
Email: info@vlm.at
http://www.vorarlbergmuseum.at
Öffnungszeiten:
Do-So 10-18 h


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