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Dorothee Golz - Bilder und Objekte: Hohlwelten und Haushalte

Blasen haben Konjunktur im Moment, denn man kann sich ihrer auf die verschiedenste Weise bedienen. Neben der Variante Ernst August von Hannover, die unter dem Stichwort "Entleeren" in die Weltgeschichte eingegangen ist, vermag es vor allem die Version Peter Sloterdijk, für Aufmerksamkeit zu sorgen. Da liest man dann in seinem Buch gleichen Titels etwa: "Der Vulva-Gedanke hat seinen Grund vor allem in dem Elementargedanken, dass das Muttertor, das von sich her als Ausgang dient, auch als Eingang in Anspruch genommen werden muss". An anderer Stelle spricht der Philosoph vom Neugeborenen als "Ich-Komme-Projektil". Ernst Augusts und Sloterdijks Umgang mit Blasen hat vor allem gemeinsam, dass er typisch männlich ist. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es ja nur ein kleiner Schritt, und insofern muß Dorothee Golz überhaupt nicht viel tun, um ihren Arbeiten jene Ironie und jenen Sarkasmus mitzugeben, die den großen Reiz ausmachen. Dorothee Golz, geboren 1960 in Mülheim an der Ruhr, die in den frühen Neunzigern in Wien lebte und jetzt in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist, lieferte schon im Spätzeiternst der letzten documenta eine der seltenen lebensvollen Erscheinungen. Jetzt zeigt sie bei Hohenlohe & Kalb Fortgeschritteneres zum Thema uterale Futterale. "Hohlwelten" nennt sie ihre raumfüllenden Ballons mit eingebauter Möblierung, die an Andrea Zittel ohne deren Utopismus, an Hans Hollein ohne dessen Pop-Attitüden oder an Absalon ohne dessen Eskapismus erinnern. Diese "Hohlwelten" appellieren an die Universen im eigenen Kopf. Die Zeichnungen sind immer wieder von Biologen bevölkert, die sich etwa in der "Betrachtung weiblicher Materie" üben; oder es wird eine "telekinetische Haushaltsbewältigung" beschworen, die bei allen Zukunftsappellen nicht im Unklaren lässt, an wem die Arbeit hängenbleibt. Diese Kunst ist emanzipiert und sie ist witzig. Sie kann es sich leisten, weil sie im Motiv der Blase eine der momentanen Paraderollen maskuliner Eiertänze vorführt und in der schieren Darbietung schon blosslegt. Die Männer haben vom Feminismus gelernt. Dorothee Golz zeigt, wie sie sich nun dabei anstellen.

Mehr Texte von Rainer Metzger

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Dorothee Golz - Bilder und Objekte
13.02 - 29.03.2002

Galerie Hohenlohe
1010 Wien, Bäckerstrasse 3
Tel: +43 1 512 97 20, Fax: +43 1 512 74 19
Email: galerie@galeriehohenlohe.at
http://www.galeriehohenlohe.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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