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Alles klar? Zeitgenössische Kunst aus Ägypten: Lust auf mehr!

Zu den Highlights unter den an transkulturellen Dialogen im diesjährigen Kunstsommer nicht mangelnden Ausstellungen zählt "Alles klar? Zeitgenössische Kunst aus Ägypten" im Salzburger Kunstverein. Hier lässt es sich einmal durchatmen. "Alles klar?" geht auf Konfrontationskurs gegen Missverständnisse und Verallgemeinerungen, wie sie durch Medienhysterie und Quotenjäger gegenüber der muslimischen und arabischen Welt im Anschuss an den unbewältigten Schock von 9/11 und den Krieg im Irak betrieben werden. Während in den Massenmedien eine Politik der Panikmache herrscht, die mittlerweile als Terrorszenarien auch das virtuelle Forum Second Life erfasst, ist im Salzburger Kunstverein durch "Alles klar" die Meinung jedes einzelnen gefordert. Wie durch den Einsatz unterschiedlicher Medien wie Malerei, Fotografie, Installation, Video und Sound künstlerische Strategien produziert werden, die sich mit kulturellen Spannungen auseinandersetzen und jeder Gefahr einer nationalen Repräsentationspolitik widersetzen, gelangt in den Werken von Ghada Amer, Hala Elkoussy und Maha Maamoun, sowie Hamdi Attia und Mahmoud Khaled anregend zum Ausdruck. Unmittelbar wird man/Frau mit einer Analyse jener Erfahrungsmuster konfrontiert, infolge deren durch Kulturnormen ein Cultural Clash ausgelöst wird. In den Bildern "Les mariés" (1995) von Ghada Amer schlägt sich ein subtiler Feminismus durch, der an die feministische Kritik der Moderne anknüpft und mit der Komplexität von Geschlechterstereotypen durch das Aufdecken von Widersprüchen extremistischer Positionen bricht. „Feminismus can be empowered by seduction“, lautet die Devise von Ghada Amer. Der Künstler Hamdi Attia verhandelt in seinen Videos "Ladies and Gentleman" (2005) und "In the Public Eye" (2005/06) das finanzstarke Geschäft, das hinter Fernsehstationen und Nachrichtensendern steckt. Die Kunst als Waffe gegenüber Standardisierungen medialer Diskurse, die durch eine kommerzialisierte Globalisierung auch den Kunstbetrieb erfasst? In dem durch Soundtracks, Hintergrundgeräusche, Medienberichte und Interviews mit BewohnerInnen stimulierenden Videoessay "Peripheral Stories" (2005) von Hala Elkoussy gleitet der Blick durch die Suburbs von Kairo. Untertitel wie "My heart beats I can hear them" treffen auf Bildsequenzen, die entwirren, wie durch politische und kulturelle Realitäten Identitäten hervorgebracht werden. "Here I can drink the way I like to/Here I can masturbate when ever I want/Here I can sleep wearing whatever I like/Here I can say what I want to" sind unter anderen Statements, die Mahmoud Khaled in seiner Installation "15 minutes of acting as if I`m in my house" (2006) als Deklaration der freien Menschenrechte anbringt. Der Schauplatz ist sein ehemaliges Familienhaus, das während des Bürgerkrieges im Libanon zerstört wurde. Die Ausstellung produziert durch die gelungene kuratorische Auswahl von Hemma Schmutz eine Reihe von Verschränkungen, die den Zugriff auf den realen Raum als Display emanzipatorischer Gesten vorwegnimmt. In der Gruppenausstellung "No Sound of Silence" im Kabinett wird von als Artists in Residence in Kairo aktiven KünstlerInnen wie Katrin Plavcak, Susi Jirkuff, Josef Dabernig, Hermann P. Huber oder Constantin Luser ein szenisches Pendant zu den ägyptischen KünstlerInnen im Hauptraum geboten. Die Fotografien von Josef Dabernig spielen mit dem Sportplatz in Kairo als Panoramen urbaner, soziokultureller und filmischer Analogien. Die Zeichnungen von Constantin Luser hingegen halten als tagebuchartige "Mind Mappings" die Erfahrungen in Kairo fest. Die von Katrin Plavcak gemeinsam mit Rudi Fischerlehner produzierte Soundinstallation "Cairo Field Recordings" (2007) lässt uns durch Samplings in die Straßen Kairos vordringen.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Alles klar? Zeitgenössische Kunst aus Ägypten
19.07 - 09.09.2007

Salzburger Kunstverein
5020 Salzburg, Hellbrunnerstrasse 3
Tel: +43 (0) 662/84 22 94-0, Fax: +43 (0) 662/84 07 62
Email: office@salzburger-kunstverein.at
http://www.salzburger-kunstverein.at
Öffnungszeiten: Di-So 12-19h


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