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Norbert Schwontkowski - Wir in dieser Drecksbrühe: Beinahe banal.

Von den Tätern keine Spur. Dafür ist der Bruch in der Scheibe eines Juweliergeschäfts in Form und Umriss selbst ein "Schwarzer Diamant" (2004). Mit derlei Indizien lässt sich immerhin die Fährte zum Bild-Täter Norbert Schwontkowski aufnehmen. Der Mann liebt die Momentaufnahme – noch mehr, wenn sie Absurditäten in sich birgt. Und er interessiert sich für das Lächerliche, das dem Drama innewohnt. Damit geriet Schwontkowski in den vergangenen Jahren zum Shootingstar der deutschen Malerei, am internationalen Markt wird der 58-Jährige als spät entdeckter, aber umso erfolgreicherer Trendsetter gehandelt. Vielleicht schnattern die schneeweißen Schwäne deshalb gar so fröhlich in der titelgebenden Drecksbrühe. Der Bremer Künstler zeigt in der Schwazer Stadtgalerie, in der er unter anderem wegen der schönen alten Räume auszustellen bereit war, Arbeiten aus den vergangenen 15 Jahren, darunter einige aus eigenem Besitz, die erstmals öffentlich präsentiert werden. Der dem Werk Schwontkowskis eigene, schlammige Ton entsteht aus Leinöl und Pigmenten, manchmal schmierig mit Wasser vermischt und über die Leinwandränder schwappend. In der Personale sind Hinweise auf Schwontkowskis Zugehörigkeit zur Hippie-Generation auszumachen ("Die Pforte" von 1998 zeigt eine Schallplatte der Doors), außerdem des Künstlers Interesse für Fernost. Der "Mongole am dürren Baum" (2004) sucht samt Einkaufswagen eine Fortsetzung - die muss allerdings im Kopf stattfinden: Schwontkowski liefert Witze ohne Pointe, oder auch surreale Filmausschnitte ohne Hinweis auf das Drehbuch. Die Motive wirkten beinahe banal, wenn sie nicht gerade in ihrer Reduktion den Raum zum Weiterdenken bieten würden. Und den Platz für eine mit Tristesse gepaarte (Selbst)Ironie. "Das ganze Leben" (1996) zeigt einen Zug auf der kurzen Fahrt von einer Tunnelöffnung in die nächste, Schwontkowskis "Künstlerhaus" (1998) dümpelt als pittoreske Gondel sanft auf graubraunem Gewässer. Wohin die Fahrt geht? Ist egal. Was im Moment zählt, ist der Augenblick.
Mehr Texte von Ivona Jelčić

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Norbert Schwontkowski - Wir in dieser Drecksbrühe
10.05 - 23.06.2007

Kunstraum Schwaz
6130 Schwaz, Palais Enzenberg, Franz-Josef-Straße 27
Tel: 0043 52 42 73 98 3, Fax: 0043 52 42 66 89 6
Email: office@kunstraum-schwaz.at
http://www.kunstraum-schwaz.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 10-15 h


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