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Gilbert & George: In die Jahre gekommen

Gilbert & George sind in der Kunstwelt durch ihre mehrteiligen, großformatigen Tableaux bekannt, in denen die beiden Künstler stets selbst ins Bild treten und ubiquitäre Themen des Lebens aufgreifen, die in grellen Farben und photogeshoppten Szenerien in die Ausstellungsräume treten. Die Tate Modern widmet gegenwärtig den beiden Proto-Protagonisten britischer Provenienz eine umfangreiche Retrospektive, die vier Jahrzehnte künstlerischen Schaffens dokumentiert. Ganz im Sinne einer konzeptuellen künstlerischen Praxis der 1970er Jahre beginnt die Ausstellung mit einer Reihe von kleinteiligen Papierarbeiten wie Announcement-Cards, die an die Kunstwelt verschickt wurden und die beiden Künstler als Lebend-Skulpturen in Szene setzen. Auch Videos aus dieser Epoche, die etwa das exzessive Trinken der beiden Kunst-Dandys thematisieren, knüpfen an diese, für Gilbert & George bis heute gültige Gesamtkunstwerkslebenspraxis an. Der erste Teil der Ausstellung umfasst Werke aus den siebziger und achtziger Jahren, in denen sich Gilbert & George anhand der analogen Verfügbarkeit fotografischer Techniken gekonnt serigrafieren. Vor allem die Arbeiten aus den siebziger Jahren überzeugen in ihrer Reduziertheit und der Verwendung von roter Farbe in Kombination mit den vorwiegend in schwarz-weiß gehaltenen Foto-Textarbeiten zu Themen wie Leben und Tod, Körperflüssigkeiten, Gewalt sowie zahlreichen Four-Letter Words. Die 1980er Jahre sind geprägt von einem Übergang in buntere Lebenswelten und die Einbeziehung von Jugendlichen des diese Dekade so prägenden Londoner New Wave Style. Gleichzeitig beginnen die Künstler sich nackt in ihren Bildern zu zeigen und ihre Homosexualität künstlerisch intensiver zu verhandeln. Das Ende dieser Dekade ist vor allem von der Aids Problematik und dem Verlust einiger Freunde durch die vom HIV Virus ausgelösten Krankheiten geprägt. Die 1990er Jahre und damit auch der zweite Teil der Ausstellung durchziehen groteske und im verqueren Farbmix überdimensional von den Wänden prangende Bilder, die Gilbert & Georges Lust an Photoshoptechniken und digitalen Printverfahren unter Beweis stellen. Die jüngsten Arbeiten zeigen die beiden Künstler in gespiegelter Symmetrieachse gemorpht, was spätestens seit der Venedig Biennale 2005 weitreichend bekannt ist. Das einstige exklusive Bild- und Individuumsdenken der beiden Künstler wich somit einer bildverarbeitenden Mainstreamproduktion, die leider oftmals dem Mittelmaß als dem Genius künstlerischen Handelns folgt.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Gilbert & George
15.02 - 07.05.2007

Tate Modern
SE1 9TG London, Bankside
Tel: +44 20 7887 8000
http://www.tate.org.uk/modern/default.htm
Öffnungszeiten: Sunday to Thursday, 10.00-18.00 (galleries open at 10.15); Friday and Saturday, 10.00-22.00 (galleries open at 10.15); Last admission into exhibitions 17.15 (Fri and Sat 21.15);Closed 24, 25, 26 Decem


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