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On Peter Watkins: Pas de deux

Kooperationen des Filmmuseums mit anderen Kunst- und Kulturinstitutionen kommen in letzter häufig vor. Erst im März wurde die neue Sammlungspräsentation des Mumok über die großen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts (siehe die artmagazine-Kritik) von einer Avantgarde-Filmreihe im Unsichtbare Kino im Albertina-Gebäude begleitet. Gerade eben geht die in Kooperation mit den Wiener Festwochen veranstaltete VALIE EXPORT-Retrospektive (siehe die artmagazine-Kritik) zuende. Bereits im April war dort zur Ausstellung "On Peter Watkins" der Galerie Martin Janda eine Retrospektive über den unabhängigen, radikalen und provokant politischen Engländer zu sehen. Zu den legendären, aber selten aufgeführten, widerständigen Filmen wie The War Game (1965), Punishment Park (1971) oder dem jüngsten Projekt, La Commune (2000), gab es Publikumgespräche und eine Filmdokumentation. Die Ausstellung dazu verwandelt die Räume der Galerie Martin Janda temporär in eine kleine Kunsthalle. Der Ausgangspunkt waren Arbeiten mit ausdrücklichem Bezug zu Filmen von Peter Watkins. Zusätzlich wurden Werke gewählt, in denen - nur teilweise bewusst von Watkins inspiriert - dessen politische Ästhetik aufgegriffen wurde. Die Fotos von Corinna Paltrinieri entstanden bei den Dreharbeiten des Films über die Pariser Commune von 1871 und machen den - eine besondere Intensität erzeugenden - partizipativen, die Darsteller emotional und intellektuell involvierenden Entstehungsprozess eines Peter Watkins-Films sichtbar. Melik Ohanian projizierte Watkins` Film Punishment Park, eine beklemmende Fakedoku über einen fiktiven Strafparcours, in seinen Originalschauplatz in der kalifornischen Wüste. Sein Invisible Film (2005) - übrigens in einer temporären Black Box aufgeführt - zeigt den Projektor im Wechsel der Tageszeiten. Die Projektion bleibt unsichtbar, doch immerhin hört man die dramatische Tonspur von Punishment Park. Von Roman Signer stammt eine Installation mit mehreren großen metallenen Tafeln zur Nummerierung der Scheiben eines Schießstandes, deren multiple Perforationen durch Fehlschüsse ebenfalls an die fast lakonische Art der Darstellung von Gewaltbereitschaft in den Filmen von Peter Watkins erinnern. Werner Feiersingers Skulptur Backboard ist ein unbeschriftetes Transparent, wie bereit gelegt für eine Demonstration, deren Ziele erst formuliert werden müssen. Der Ire Gerard Byrne rekonstruiert in den ausgestellten Fotos Vergangenheit und veraltete Visionen und verwendet dazu eine Methode, die auch für Peter Watkins charakteristisch ist: Der Künstler untersucht und rekontextualisiert Bilder aus den Medien so lange, bis sie eine Wahrheit heraus rücken, die uns nahe geht. Nichts anderes tat Watkins, als er 1965 Hiroshima-Bilder anglisierte und seinen Landsleuten damit drastisch vor Augen führte, was aus ihren Kindern bei einem Atomschlag auf England würde (The War Game). In dieser (medien-)kritischen Radikalität, die sich ein Filmemacher nur unter Verzicht auf breite Anerkennung und wirtschaftlichen Erfolg heraus nehmen kann, ist Watkins den bildenden Künstlern verwandt.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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On Peter Watkins
28.04 - 09.06.2007

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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