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Imagination Becomes Reality - Eine Ausstellung zum erweiterten Malereibegriff. Werke aus der Sammlung Goetz: Die gegenständliche Welt

"Gibt es die Elemente in Wirklichkeit", so fragt Kasimir Malewitsch in seinem Manifest zur gegenstandlosen Welt, "oder handelt es sich um eine eingebildete Einteilung? Alles ist Einbildung von etwas, was tatsächlich gar nicht vorhanden ist. Eine Birke, ein Stein, ein Gewässer sind eingebildete Erscheinungen. Den besten Beweis dafür liefert ein Maler, der eine Landschaft auf seiner Leinwand darstellt: Birke, Stein, Wasser sind gar nicht wirklich vorhanden." Das Modell für alles, was man sieht, liefert dem Suprematisten die Malerei, und weil man dieses alles auf einer Fläche, wie sie die Leinwand ist, unterbringen kann, ist es auch der beste Beweis für die prinzipielle Zweidimensionalität der Welt. Die Einbildung wird zur Realität, und die ist gegenstandslos. Die Einbildung wird auch zur Realität in der Ausstellung des Karlsruher ZKM, in der die Münchner Sammlung Goetz ein grandioses Gastspiel gibt. Und hier nimmt man sich nicht minder die Malerei zum Modell für die Welt. Das Ergebnis jedoch ist das exakte Gegenteil. Die Realität, wie sie hier in buchstäbliche Erscheinung tritt, ist immer gegenständlich, und deswegen ist sie, Flachheit hin oder her, immer auch schon dreidimensional. Malerei greift aus und greift ein und sie bemächtigt sich allem, was sonst noch als Kunst firmiert, des Films, der Musik, des Comics, der Plastik sowieso und in diesem Sinn ist sie immer schon, bei aller Fügung ins Karree, Collage. Die Schau verspricht per Untertitel einen "erweiterten Malereibegriff", und erweitert, um nicht zusagen hybrid, ist er in der Tat. Ingvild Goetz, die nicht nur eine große Sammlung, sondern auch eine große Intelligenz besitzt, hat in den letzten zwei Jahren in ihrem eigenen Ausstellungsgebäude fünf Gruppenschauen mit Künstlern wie Franz Ackermann, Peter Doig, Matthias Weischer oder Zilla Leutenegger in Szene gesetzt, die sich der Frage nach einem Malereibegriff stellten, der wie selbstverständlich andere Medien in sich fasste, ohne doch vollends auszufransen. Was das ZKM dazu noch zu sagen hat, ist eine zusammenfassende und eine verstärkende Diskursebene einbauende Präsentation, die die insgesamt 39 Positionen noch einmal auftreten lässt. Das Kalkül mit der Wertsteigerung, der Gottseibeiuns jeder seriöser Sammlungspolitik, darf dabei getrost betont werden. Wenn eine gute, eine sehr gute Ausstellung herauskommt, entsteht für Besucher und Besitzer eine perfekte Win-Win-Situation. Es darf gewonnen werden.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Imagination Becomes Reality - Eine Ausstellung zum erweiterten Malereibegriff. Werke aus der Sammlung Goetz
17.02 - 01.05.2007

ZKM - Zentrum für Kunst und Medientechnologie
76135 Karlsruhe, Lorenzstraße 19
Tel: +49-721-8100-0
Email: info@zkm.de
http://www.zkm.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr, 10-18 Uhr | Sa - So, 11-18 Uhr


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