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Oskar Strnad - 1879-1935: Weltmann mit Stil und Seele

Oskar Strnad (1879-1935) war ein begabter Zeichner, Architekt und charismatischer Lehrer, in dem eine Theaterseele wohnte. "Nicht Kerker, sondern offene Welten" wollte er bauen, mit Josef Frank und Oskar Wlach begründete er die "Wiener Schule" und damit eine Auffassung der Moderne, die gegen das "Schubladendenken" und auf das Wohl eines "formlos" wohnenden Individuums gerichtet war. Im Paarlauf aus Architektur und Bühne kuratierten Iris Meder und Evi Fuks die Schau im jüdischen Museum, Conny Cossa gestaltete die Vitrinenmäander, die den Rahmen um Originalmöbel bilden und mit ihrer Exponatenfülle wie "formlos" gebraucht wirken. "Dem lieben Papa zum Geburtstage" malte Klein-Oskar ein Bild mit Engeln und Putti, später genoss er eine fundierte Ausbildung an der TH Wien, sein souveräner Umgang mit dem klassischen Formenrepertoire zeigt sich u.a. im edlen Design blütenkelchiger Lobmeyer-Gläser (1917) und dem feinsinnigen Um- und Zubau des balustradengesäumten Hauses Kranz in Raach ob der Gloggnitz. Ab 1909 lehrte er an der Kunstgewerbeschule, der Mann von Welt mit Stil beeindruckte Schüler und Intellektuelle. Für Jakob Wassermann plante er ein Haus (1914), dessen großer, L-förmiger Wohnraum sich mit Fenstertüren öffnen und durch Vorhänge teilen lässt. Hugo von Hoffmannsthal dachte, saß und schrieb auf gediegenem Strnad-Mobiliar. Beim gemeinsamen Schneider begann eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Max Reinhardt, die dem Theater Sternstunden bescherte. Zwischen hängenden Prospekten taucht man in einem schwarzen Raum in fantastisch aquarellierte Welten, die von romantischen Sommernachtsträumen, Romeo & Julia oder der Tristesse der "Peripherie" sprechen. Hier steht auch ein Modell seiner Ringbühne, einem visionären Prototyp aus verschiebbaren Segmenten. "Die Harmonien, die Architekten zu schaffen haben, sind Harmonien des Alltags. Nichts ist zu unbedeutend, als dass es nicht in diese Harmonie einbezogen werden müsste." Mit derselben Hingabe plante er sein Doppelhaus in der Wiener Werkbundsiedlung (1932) samt Interieur. Es ist nicht mehr, dafür entschädigt ein Modell, in unnachahmlicher Grazie nimmt der Stiegenhandlauf im Winarskyhof sein Eck. Strnad befasste sich mit vielem und fand allem seine Form: staatstragend dynamisch für den Brückenkopf Köln, gehaltvoll dezent für das Grabmal Goldhammer. Für alles hatte er eine Sprache, die sich in bestechender Rhetorik Bahn brach: "Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, warum Kriegsschiffe früher Ornamente trugen?" Falls nicht, sollten Sie der Hörstation folgen.
Mehr Texte von Isabella Marboe

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Oskar Strnad - 1879-1935
28.03 - 24.06.2007

Jüdisches Museum Wien
1010 Wien, Dorotheergasse 11
Tel: +43(1) 535 04 31, Fax: +43(1) 535 04 24
Email: info@jmw.at
http://www.jmw.at
Öffnungszeiten: So-Fr 10-18, Do 10-20 Uhr, Sa geschlossen


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