1. | Man sucht sich ein Thema, das richtig geländegängig ist. |
2. | Das Thema Landschaft ist geländegängig im Wortsinn, und man präsentiert es gleich vor eigenstem Ort, so dass ein Blick nach draussen genügt, das Gezeigte drinnen zu bestätigen. Die Fondation Beyeler zum Beispiel macht das auch, da hängt ein Seerosenteich von Monet vor einem Seerosenteich. |
3. | Die Orangerie des Belvedere gewährt eine Perspektive auf die barocke Anlage des Prinzen Eugen. Hier hat das Prinzip Domestizierung sehr deutlich gegriffen, aus der Natur ist ein Garten geworden, und der Besucher liebt ja das Übersichtliche. |
4. | Was der Besucher auch liebt, ist der Impressionismus, und der hat zu gerne Landschaften gemalt, die immer schon nach Menschenhand aussahen, das Stück Land auf der Leinwand ebenso wie jenes vor der Leinwand. Also viel Impressionismus. |
5. | Ein Motto mit dem Wort "Garten" wäre gut. Der berühmteste diesbezügliche Titel ist Hieronymus Boschs "Garten der Lüste", doch man kann es für die Gegenwart umdrehen: "Gartenlust". Ein wenig Verwegenheit klingt auch durch. |
6. | Man kalkuliert statistisch. Sollten die Nationalen nachfragen, ergibt das einen hohen Anteil an Österreichern, sollten die Gleichstellungsbeauftragten kommen, einen hohen an Frauen. |
7. | Da derlei Quoten noch nicht unbedingt für Qualität sorgen, wuchere man mit dem Pfund und hole die hehren Namen, die leider öfter maskulin und international klingen. Der Schachzug, van Gogh, zweimal Nolde und Munch in ein enges Kabinett mit Gerstl zu fügen, als habe man beim besten Willen nichts Besseres für sie finden können, ist nachgerade meisterlich. |
8. | Man wuchere auch mit dem Pfund der eigenen Bestände. Als Kompetenzzentrum für österreichische Kunst hat das Belvedere genug mit sich selbst zu schaffen, und 40 Prozent Eigenversorgung ist nichts Schlimmes. Für Importgut wende man sich an den ortsansässigen Kunsthandel, die großen Museen kann man immer noch behelligen. |
9. | Die wirklich sehenswerte Abteilung siedle man woanders an, dort, im Augarten, wo keiner hingeht. Ins Stammhaus kommen die Leute erstens sowieso. Hinter dem Prater dagegen leiste man sich Gegenwartskunst, denn die trägt zweitens zum Besucheransturm ohnehin nicht viel bei. |
10. | Man gönne sich eine Entdeckung: Elisabetta Bresciani, die Kuratorin im Augarten. |
| | Bernando Bellotto, gen. Canaletto
Wien, vom Belvedere aus gesehen, 1759/60
KHM, Gemäldegalerie, Wien | | Claude Monet
Weg in Monets Garten in Giverny, 1902
Belvedere, Wien | | Emil Nolde
Blumengarten, 1908
Privatsammlung | | Marc Quinn
Ice Age, 2006
Courtesy Project B, Contemporary Art, Milan |
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