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Charlotte Salomon - Leben? Oder Theater?: Über Leben.

Das Leben von Charlotte Salomon: Jüdin, geboren 1917 in Berlin, ermordet 1943 in Auschwitz. Eckdaten, an denen auch die Künstlerin Charlotte Salomon hauptsächlich festgemacht wird. Schließlich verarbeitet sie in "Leben? Oder Theater?" ihre Geschichte in den 1920er- und 30er-Jahren - in 1325 Blättern, Bildern, Texten und Musikstücken. "Etwas Verrückt-Besonderes", nannte Salomon das Lebenswerk, das von 1940 bis 1942 in einem Kraftakt der Erinnerung und künstlerischen Selbstfindung entstanden ist. Die Besonderheit liegt dabei aber nicht nur in der tragischen Biografie einer Berliner Jüdin. Vor allem ist "Leben? Oder Theater?" der Nachlass einer jungen Künstlerin, der in erstaunlich viele schöpferische Richtungen weist. Doch aus der Konkurrenz mit der eigenen Geschichte herauszutreten, ist nicht einfach. Das Joods Historisch Museum Amsterdam, dem die Überlebenden - Vater Albert Salomon und Stiefmutter Paula - den Nachlass gestiftet haben, unternimmt den Versuch erfolgreich mit einer Wanderausstellung, die nun Station in Innsbruck macht. Kurator Edward van Voolen hat 280 Blätter ausgewählt und Raum für Fragen freigeschaufelt, die sich Salomon wohl selbst gestellt hatte: Wie viel Fiktion steckt in der Erinnerung? Wie viel Theater spielt das Leben - oder umgekehrt? Und wozu sind Genre-Grenzen sonst da, als sie zu überwinden? Was das Theater betrifft, ist Salomon jedenfalls eine Dramaturgin, die den Film als logische Fortsetzung betrachtet. Sie baut Montagen, Rückblenden und Nahaufnahmen, stellt ihre Texte sehr bald gleichberechtigt direkt in statt neben die Gouachen und bewegt sich so in Richtung Comic, während aus der dritten Person betrachtet die Geschichte ihren Lauf nimmt: Der Freitod der Tante, die eigene Geburt, ein weiterer Selbstmord: ihre Mutter, die erste Liebe, das begonnene Kunststudium, Hitler, Exil in Frankreich. Dorthin mitgenommen hat Salomon eine Faszination für die expressiven Strömungen ihrer Zeit, für Van Gogh, Munch oder Gauguin, aber auch - und das ist vor allem aus der Bild-Text-Komposition ersichtlich - für surrealistische Elemente. Das in Rot, Blau, Gelb gehaltene "Dreifarben Singespiel" gibt den Einsatz der von Salomon gewählten Musikstücke vor, die über Audio-Guide zur Ausstellung mitgeliefert werden. Inmitten der Bilderflut sind etwa Georges Bizet und jiddische Volkslieder eine willkommene Möglichkeit zum An- und Festhalten.
Mehr Texte von Ivona Jelčić

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Charlotte Salomon - Leben? Oder Theater?
16.03 - 03.06.2007

Taxispalais Kunsthalle Tirol
6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45
Tel: +43 512 594 89 401
Email: info@taxispalais.at
http://www.taxispalais.art
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr


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